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Kunstverein Langenhagen


Walsroder Strasse 91A
30851 Langenhagen
Tel.: 0511 77 89 29
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Öffnungszeiten:

Mi, Fr 14.00-18.00 Uhr
Do 10.00-18.00 Uhr
So 15.00-17.00 Uhr

Judith Raum

11.03.2012 - 08.04.2012
Seit 2009 beschäftigt sich Judith Raum (*1977) mit dem als »Bagdadbahn« bekannt gewordenen deutschen Eisenbahnbau im Nahen Osten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In ihrer künstlerischen Arbeit widmet sie sich den Auswirkungen der deutschen Finanzpolitik auf die kulturellen Beziehungen zwischen deutschem und osmanischem Reich und der Übersetzung der untersuchten Strukturen in materielle und performative Prozesse.
1888 beauftragte das Osmanische Reich eine Gesellschaft unter Leitung der Deutschen Bank mit dem Bau der »Anatolischen Eisenbahn« - einer die heutige Türkei durchquerenden Bahnlinie, die bis an die Ölfelder nach Bagdad reichen sollte. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs richteten sich die Ideen und Initiativen deutscher Unternehmer auf eine umfassende Nutzung der Ressourcen und Märkte Anatoliens. Neben zahlreichen Aufträgen an die deutsche Stahlindustrie entwickelten so etwa fränkische Hauswebereien gemusterte Tücher für den anatolischen Markt. Agraringenieure (Inspecteurs des Cultures) wurden entsandt, um den großflächigen Anbau von Bodenfrüchten sowie die Verbreitung deutscher landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte in Anatolien voranzutreiben.
In Archiven in Deutschland, England und der Türkei hat Judith Raum Bildmaterial und Korrespondenzen gesammelt, die diese Unternehmungen, ihre Sprache und Bildpolitik dokumentieren. In ihrer für den Kunstverein Langenhagen konzipierten Ausstellung stellt sie eigene Objekte und großformatige Stoffarbeiten mit Archivfotos und Textdokumenten in einen räumlichen Zusammenhang, anhand dessen die untersuchte Wirtschafts- und Sozialgeschichte vielstimmig, multiperspektivisch und -medial lesbar wird. Die Art der Anordnung, Aufstellung und Hängung der Textilien und Objekte im Ausstellungsraum folgt provisorischen Konstruktionen und Befestigungen, wie sie der Künstlerin an Orten und in Maschinen entlang der Bagdadbahn begegnet sind. Mehrfach mit Tuschen bearbeitete Stoffbahnen greifen die für den Nahen Osten hergestellten textilen Oberflächen der deutschen Hausweber auf. Die Gestaltung und Präsentation der Dokumente und Artefakte erzeugen so ein Echo der historischen Erzählstrukturen und Gebrauchsweisen.
Judith Raum studierte Bildende Kunst in Frankfurt/Main und New York City sowie Philosophie, Kunstgeschichte und Psychoanalyse in Frankfurt/Main. Von 2007-2011 unterrichtete sie mit einem Lehrauftrag an der Universität der Künste Berlin, wo sie derzeit Stipendiatin der Graduiertenschule für die Künste und Wissenschaften ist. L`Inspecteur des Cultures ist Judith Raums erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland.

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