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Kunstverein Hannover


Sophienstraße 2
30159 Hannover
Tel.: 0511 324 594
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Öffnungszeiten:

Di-Sa 12.00-19.00 Uhr
So 11.00-19.00 Uhr

Jacqueline Doyen - Claudia Kapp

31.01.2009 - 01.03.2009
Mit Claudia Kapp und Jacqueline Doyen zeigt der Kunstverein Hannover in einer Doppelausstellung die Werke der beiden Trägerinnen des „Preis des Kunstvereins“ 2006. Der Schwerpunkt der repräsentativen Werkübersicht liegt auf Arbeiten die während ihres zweijährigen Aufenthalts im Atelierhaus des Kunstvereins Hannover, in der Villa Minimo entstanden sind. Jacqueline Doyen untersucht in ihren Skulpturen, Collagen und Performances die skulpturale Dimension nonverbaler Kommunikation, deren gesellschaftlich oder medial geprägte Bedeutung sie sukzessive freilegt. So isoliert sie beispielsweise aus verschiedenen Zeitungen und Magazinen einzelne Protagonisten aus dem jeweiligen Kontext und lenkt den Blick auf jene Körperhaltungen und Gesten, in denen sich Klischees und Automatismen offenbaren. Aus diesem umfangreichen Bildarchiv erstellt Doyen in L'éboration de la spontanéité (2007/2008) anhand beiläufig anmutender Aufnahmen von Politikern und Prominenten eine Grammatik von Gesten, die als symbolhaft-pathetische Zeichen funktionieren und der Rhetorik der Macht zugrunde liegen. Die innige Verknüpfung von Körper- und Bildrhetorik, Wahrnehmung und Projektion ist auch ein wesentliches Merkmal ihrer skulpturalen Arbeiten. Anhand weniger Schnittstellen umschreiben die Doyenschen Skulpturen die Negativform ihrer destillierten Körperbilder. Die industriell hergestellt wirkenden Objekte mit sanften Polsterungen erinnern an medizinische Apparate oder seltsame Sportgerät, die sowohl als autonome Skulptur existieren, wie auch im Zustand ihrer „Benutzung“. Nur während der Performance offenbart sich das, was das zurückgelassene Objekt im Ausstellungsraum verspricht: beispielsweise jedermann in die Starposition von Faye Dunaway am Pool des Beverly Hills Hotels zu bringen. Während in der postmodernen Bildproduktionsmaschinerie die Entstehungsgeschichte von Stars beseitigt wird, macht Doyen „begreifbar“, welche Prägungen, Stereotype und Muster jeglicher Formung von Persönlichkeit zugrunde liegen. Claudia Kapps Videoszenerien, räumliche und performative Interventionen deuten Szenen des Alltags neu und lassen das Vertraute und Alltägliche seltsam überhöht und geheimnisvoll erscheinen. Formulierungen der Minimal- oder Concept-Art werden spielerisch umgedeutet oder verfremdet, wenn Kapp beispielsweise jegliche Utensilien eines übervollen Besprechungszimmers der „Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau“ entfernt und alle ablenkenden Elemente mit weißen Papierbahnen überspannt und hermetisch versiegelt. Mit Hilfe von räumlichen Eingriffen und sorgfältig zusammengestelltem Soundtrack wird so die gegenüberliegende, von Egon Eiermann entworfene Kaufhausfassade magisch ins Bild gesetzt und das Gefühl von Vertrautheit unterwandert. Auch die filmisch anmutende Arbeit Ardent Spirits (2008) bewegt sich zwischen konzeptuellem und emotional-poetischem Gestus. Performerinnen reichen Gästen schwarze, mundgeblasene Gläser, die mit unterschiedlichen ‚geistigen GetränkenÂ’ gefüllt werden, während spiegelnde Regale und Servierwagen schimmernde Lichtreflexe und langgezogene Schatten in die Räume werfen. Die präzise Dramaturgie erzeugt eine atmosphärische Schwebe und unterlegt vertraute Rituale wie die einer Ausstellungseröffnung oder Schnapsverkostung mit dem irritierenden Modus des „alles ist möglich“: der Besucher wird Teil einer bizarren wie mysteriösen Versammlung.

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