Mit Samuel Henne(*1982), Anahita Razmis (*1981) und Fabian Reimann (*1975) zeigt der Kunstverein Hannover in drei parallelen Ausstellungen die Werke der drei Stipendiaten des »Preis des Kunstvereins – Atelierstipendium Villa Minimo« 2010–2012. Der Schwerpunkt der repräsentativen Werkübersicht liegt auf Arbeiten, die während ihres zweijährigen Aufenthalts im Atelierhaus des Kunstvereins Hannover entstanden sind und gibt einen spannenden Einblick in drei vielschichtige künstlerische Positionen.
Im Mittelpunkt von Samuel Hennes fotografischen Serien steht das Wechselverhältnis von Fotografie und Skulptur. Inszenierte Objekte, skulptural arrangierte Bücher oder gefaltete Oberflächen werden in einprägsame, konstruierte Bilder übersetzt. Im permanenten Wechsel zwischen räumlicher und flächiger Wirkung stellen sie ihre Realität als Konstrukt einer medialen Praxis konsequent zur Schau oder verweisen auf die historische Rolle der Fotografie im Kontext der Verbreitung und Interpretation von skulpturalen Werken.
In Anahita Razmis performativ geprägten fotografischen und filmischen Arbeiten greift die gebürtige Hamburgerin mit iranischem Vater ebenso politische und gesellschaftliche Fragestellungen im Spannungsverhältnis zwischen westlicher und östlicher Kultur auf, wie sie bekannte Werke zeitgenössischer Künstlerinnen reinszeniert und mittels subtiler Veränderungen neu interpretiert. Anhand von Kontextverschiebungen verknüpft Razmi in ihren (Re-)Inszenierungen unterschiedliche Referenzebenen und erzeugt neue Bedeutungsräume in denen sie Bestehendes für die Gegenwart fruchtbar macht.
In unterschiedlichsten Medien, von skulpturalen Arbeiten über Fotografie, Collage, Malerei und Text, setzt sich Fabian Reimann intensiv mit ambivalenten und zumeist mysteriösen Lebensgeschichten auseinander. Insbesondere die vielfältigen Identitäten ehemaliger Spione und Agenten zur Zeit des Kalten Krieges stehen im Fokus seiner künstlerischen Rechercheprojekte. Die Fragmente aus den teils kuriosen Geschichten und Lebenskonstruktionen – gerade die Tarnung als Künstler war über die Jahrhunderte bei Geheimagenten sehr beliebt – erscheinen in Reimanns fragmentarischer künstlerischer Präsentation als vielfältige Metaphern über Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart.