07.02.2009 - 10.05.2009
Sehen bedeutet auch die Produktion von Erkenntnis. Perspektivische Konstruktionen etwa führen zu bildhaften Eindrücken, sind vor allem aber technische Überformungen unserer Wahrnehmung, die auf das Bild einwirken.
Die Skulpturen, Zeichnungen und Installationen der französischen Künstlerin Isabelle Cornaro (*1974) kreisen um die Organisation von Perspektiven, Abstand und Nähe und das Wechselspiel zwischen zeichenhaftem und realem Raum. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Wahrnehmung von Landschaft und die kulturelle Überformung von Natur. Insbesondere französischen Parkanlagen des Barock und ihre Aufarbeitung in der Malerei dienen ihr als Ausgangspunkt für Überlegungen zu grundsätzlichen Fragen der Repräsentation und Wahrnehmung, des Verhältnisses zwischen darstellend und abstrakt.
Die raumgreifende Installation "Paysage avec poussin et témoins oculaires", 2008 zum Beispiel stellt in abstrakten Gegenstandsformationen ein Gemälde von Nicolas Poussin nach. Vasen mit Blumenmuster stehen im Vordergrund, Sockel mit Porzellan in Tierform bilden den Mittelgrund, Spanplatten und Orientteppiche formen den Hintergrund. Die perspektivische Organisation des Gemäldes wird übernommen, ebenso wesentliche motivische Komponenten. Indem Cornaro optische wie metrische Messinstrumente in die an ein begehbares Bühnenbild erinnernde Installation integriert, verweist sie aber auch auf die idealistische Komposition der klassischen Landschaftsmalerei, die noch heute unsere Vorstellung von Natur als kulturelles Konstrukt bestimmt.