Kunstverein für die Rheinlande u. Westfalen
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Kunstverein für die Rheinlande u. Westfalen

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Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 327023
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Henry Flynt: Activities 1959-

06.10.2012 - 20.01.2013
Henry Flynt (Jg. 1940) arbeitet seit 1959 an einem umfassenden transdisziplinären Projekt, das verschiedene Wissensgebiete und Disziplinen einbezieht. Dieses Projekt übersteigt und kritisiert dabei den Bezugsrahmen Kunst. Mit dem erstmals 1963 in der von La Monte Young und Jackson Mac Low herausgegebenen „An Anthology“ veröffentlichten Aufsatz Concept Art prägt Flynt einen Begriff, der aus der Kunst seit den 1960er Jahren kaum mehr wegzudenken ist. Seine ersten Arbeiten, die er als concept art bezeichnet, hatte er schon 1961 realisiert. Gleichwohl unterscheidet sich Flynts Konzept von den verschiedenen künstlerischen Arbeitsweisen, die heute üblicherweise unter dem Sammelbegriff der Conceptual Art gefasst werden. 1963 bis 1967 ist Flynt Mitglied der marxistischen Workers World Party und engagiert sich als politischer Autor und Aktivist. 1964 initiiert er zusammen mit George Maciunas Action Against Cultural Imperialism. Die Initiative führt am 29. April und 8. September desselben Jahres zu Protestmärschen, die sich gegen Aufführungen des deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausens in New York richten. Daran beteiligen sich prominente VertreterInnen u. a. aus Fluxus-Kreisen. Flynt selbst komponiert seit 1959. Neben Aufführungen eigener Stücke, die, von der Neuen Musik herkommend, bald auch Strukturen des Jazz, der freien Improvisation und populärer Genres einbeziehen, tritt er als Musiker solistisch und mit verschiedenen Co-Musikern auf und ist mit mehreren eigenen Bands aktiv. Bei Konzerten von The Velvet Underground im September 1966 vertritt er John Cale an der Violine. In den 1970er-Jahren widmet sich Henry Flynt neben seinen musikalischen Aktivitäten dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und beendet 1978 seine Dissertation zum Thema planwirtschaftlicher Allokation. Erst in den 1980er-Jahren tritt Henry Flynt wieder als Künstler in Erscheinung und beteiligt sich an einer Reihe von Ausstellungen, für die er teilweise ältere Arbeiten rekonstruiert. Ihn als Künstler zu bezeichnen, würde den Anspruch und die tatsächliche inhaltliche Reichweite seines Projekts allerdings verkürzen. Entsprechend übersteigen Flynts bis heute konsequent verfolgten Aktivitäten als Theoretiker, Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler, Künstler, Komponist und Musiker bei weitem die Zuständigkeit und Kompetenz einer Kunstinstitution. Sie tun das umso mehr, weil er in seinen theoretischen wie praktischen Arbeiten das Konzept und die Voraussetzungen von Kunst ganz radikal hinterfragt und einer fundamentalen Kritik unterzogen hat. Dieses Projekt ist die erste institutionelle Ausstellung Flynts überhaupt. Vorträge und filmische sowie musikalische Aufführungen werden die eigentliche Ausstellung erweitern, die überhaupt nur einen kleinen Ausschnitt dieses beispiellosen Projekts darstellen kann. Unbedingt ist darauf hinzuweisen, dass so vielfältig und weitgefasst Flynts Aktivitäten erscheinen, seine methodische Herangehensweise nicht grundsätzlicher sein könnte. In seinen philosophischen und mathematischen Untersuchungen aber auch den künstlerischen Arbeiten widmet sich Flynt dezidiert den Grundlagen und Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit – aber auch den gesellschaftlichen Vereinbarungen, die kulturellen Konzepten unterliegen.

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