Kunstverein Friedrichshafen

Im dritten von vier Duetten der Ausstellungsreihe ›einszehn, zweizehn, dreizehn,‹ stehen sich Sunah Choi und Agata Madejska gegenüber. Die Präsentation konzentriert sich auf Arbeiten aus zwei jeweils aktuellen Werkserien der beiden Künstlerinnen. Drei Skulpturen von Choi treffen auf fünf Fotografien von Agata Madejska. So unterschiedlich Medium, Thema und Erscheinungsbild der beiden Werkgruppen auch sind, so eröffnen beide eine je spezifische körperliche Präsenz zwischen Werk und Betrachter. Beide verbindet darüber hinaus eine zugespitzte Form der Abstraktion.
Sunah Choi überträgt in den drei Skulpturen messbare Parameter ihres eigenen Körpers auf skulpturale Anordnungen. Die Gewichte der eingesetzten Platten (Marmor oder Stahl) entsprechen dem Gewicht ihres Körpers, die Längen der verwendeten Stahlrohre den Längen ihrer Gliedmaße. Bei der von der Decke hängenden Arbeit ›Sunah Choi, metrisch‹ kommt ein Stahlkreis hinzu, dessen Durchmesser der Spannbreite von Chois Armen entspricht. Man erinnert unmittelbar Leonardos Zeichnung des vitruvianischen Menschen. Und doch sieht man nirgends eine menschliche Figur; man begegnet einer abstrakten Komposition aus Flächen und Linien.
Agata Madejska isoliert in ihrer Werkserie ›The Order of Solids‹ architektonische Strukturen (Denkmäler, Skulpturen, Springbrunnen) aus dem diese umgebenden Stadtraum. Alle Aufnahmen entstehen analog, ohne künstliches Licht. Alle Aufnahmen tendieren in eine stark planimetrische Abstraktion, der die Farben zugunsten eines beinahe reinen Schwarz-Weiß genommen sind. So fällt es schwer, die gezeigten Objekte überhaupt entziffern zu können. Aus der Ferne wirken die Bilder wie entleert: weißes Nichts, schwarze ‚Löcher’. Erst in der Nahansicht konfrontieren sie den Betrachter mit einer geradezu skulpturalen Präsenz.