Viele Künstlerinnen und Künstler wendeten sich im Berlin der 90er-Jahre neuen Formen der Zusammenarbeit zu. Ziel ihrer weitgehend selbstorganisierten Strukturen war es, mit minimalem finanziellen Aufwand kulturelle Produktionen anzustoßen und die volle Kontrolle über die sich daraus ergebenden Prozesse zu behalten. Man initiierte kleine oder größere Clubs, gründete Galerien und Plattenlabels oder gab Magazine im Eigenvertrieb heraus.
Die damit verbundenen Erlebnisse wurden häufig über Szene- und Genregrenzen hinweg geteilt, und so kamen Aufmerksamkeit und Wertschätzung oft von unerwarteter Seite. Vielen ermöglichte das ein völlig neues Gefühl des Daseins, bei dem man sich gut als Teil eines größeren Ganzen fühlen konnte - und für das obendrein noch nicht einmal ein Manifest nötig war. Das Leben im Augenblick, die Neugier auf das Anderssein der anderen, Verweigerung der Vermarktbarkeit und kollektive Arbeitspraktiken schienen in der Luft zu liegen. Die dafür nötigen Räume waren im Ostteil der Stadt ebenso großzügig verfügbar wie die passende Atmosphäre und ein Großteil des Mobiliars.
Manche dieser Orte wurden später einfach abgerissen, andere zu Kinderspielplätzen, exklusiven Restaurants, Hotels oder Büroräumen umfunktioniert. Außer den vergleichsweise wenigen, die dabei waren, weiß kaum jemand, was dort passierte. Außenstehenden blieb das, was sich hinter unscheinbaren Türen, in Kellergewölben eines zweiten Hinterhofs oder auf einer von Plakatwänden umrahmten Grünfläche abspielte, verborgen.
Wir sind hier nicht zum Spaß verbindet einige dieser Ansätze und setzt sie in einen größeren urbanistischen Kontext. Anhand von Gesprächen mit über 30 Protagonisten aus der Zeit entstand ein Hörstück, das Zusammenhänge aufgezeigt, die für das subkulturelle Schaffen der 90er-Jahre bezeichnend waren. In Verbindung mit den Exponaten ergibt sich ein Stück bislang kaum beschriebener Stadtgeschichte – und durch die Talks eröffnet sich ein neuer Blick auf die Gegenwart.