Der Tod als Übergang vom irdischen Leben in ein unbekanntes Jenseits hat zu allen Zeiten und in allen Kulturen die Vorstellungskraft der Menschen herausgefordert. Gerade für die jenseitsorientierte christliche Kunst ist der Tod und seine Überwindung immer das zentrale Thema gewesen und entsprechend oft thematisiert worden. Mit dem sogenannten „Totentanz" hat sich hier ein besonderes Genre herausgebildet. Es tritt gegen Ende des 14. Jahrhunderts erstmals auf und ist wohl auf den Einfluss der Bettel- und Predigermönche zurückzuführen.
Sowohl die monumentalen Totentanzfresken auf Friedhofsmauern oder in Kirchenräumen, als auch die zahlreichen graphischen Darstellungen zeigen oft einen hierarchisch geordneten Zug, wobei der als Skelett dargestellte Tod die Standesvertreter mit klingendem Spiel und tänzelnden Schritten bei ihrem letzten Gang begleitet. Ihnen allen gemeinsam ist die Einsicht, dass der Tod keine Standesunterschiede kennt. Ob Kaiser, Papst, Handwerker oder Säugling – sie alle müssen ihm folgen.
Die unterschiedlichen Reaktionen der Betroffenen bieten den Künstlern Gelegenheit, die verschiedenen Temperamente durch Mimik und Gestik zu charakterisieren. Aber auch die verschiedenen Todesarten und Todessituationen werden differenziert geschildert. So erhalten die Totentänze ihren faszinierenden Reiz auch durch ihre Anschaulichkeit und den aktuellen Zeitbezug. Bis auf den heutigen Tag ist der Tod eines der wichtigsten künstlerischen Themen, wobei nicht selten bildnerische mit performativen Mitteln verbunden werden. Film und Fotografie haben den Totentanz medial erweitert und modernisiert.
Die Ausstellung umfasst eine Auswahl von ca. 100 Grafiken aus fünf Jahrhunderten. Sie zeigt Totentänze von Robert Budzinski, Richard Dagley, David Deuchar, HAP Grieshaber, Melchior Grossek, Hieronymus Hess, Hans Holbein, Eduard Ille, Edmund Kesting, Alfred Kubin, Frans Masereel, Carl Gottlieb Merkel, Franz Graf von Pocci, Alfred Rethel, Thomas Rowlandson, Johann Rudolf Schellenberg, Rudolf Schiestl, Joseph Schlotthauer, Wilhelm Stettler, Tobias Weiß, Otto Wirsching, Bernd Zimmer und anderen.
Alle Totentänze stammen aus der umfangreichen Grafiksammlung des bekannten Bestatters Fritz Roth, innerhalb derer sie einen Schwerpunkt bilden, und werden hier erstmals öffentlich ausgestellt.