Aufgewachsen in Berlin und in Neuchâtel, nimmt Erwin Bowien ein Jahr als Dolmetscher am 1. Weltkrieg teil und zeichnet an der Front. Ab 1918 besucht er die Gewerbeschule in Hannover. 1921/22 studiert er an der Staatlichen Kunstakademie in München bei Professor Robert Engels, der aus Solingen stammt, dann in Dresden. Bowien schließt die Ausbildung zum Zeichenlehrer an (Staatlichen Kunstschule Berlin-Schöneberg) und wird Kunstlehrer am Gymnasium Schwertstraße Solingen (1925-31).
Er fiel auf, weil er seinen Schülern „Im Westen nichts Neues“ (Erich Maria Remarque) vorlas und sich mit seinem ostentativen Pazifismus gegen den patriotischen Zeitgeist stellte. Einer seiner Zeichen - schüler war der spätere Bundespräsident Scheel. Bowien malt und zeichnet in dieser Zeit Arbeitsvor - gänge im Werk Zwilling J.A. Henckels, Familienbildnisse des Direktors Dr. Gontermann, der Familie des Redakteurs und Lyrikers Hanns Heinen, Wupperlandschaften, Solinger Stadtansichten.
Infolge der Brüningschen Notverordnung endet sein Schuldienst. Ab 1932 lebt er als freier Künst - ler in Nordholland in Egmond aan den Hoef im Hause des Philosophen René Descartes. Er malt Seestücke und Dünenbilder, Bauern, Handwerker und Städteansichten. Die Gemeinde Egmond beauftragt ihn anlässlich der Geburt der Prinzessin Beatrix mit Zeichnungen der gleichzeitig in Egmond geborenen Kinder.
Das Museum in Hoorn kauft Bilder. Der Direktor erwirbt Zeichnungen und Pastelle, die er dem Amsterdamer Rijksmuseum vermacht. Bowien beginnt die Novellenzyklen „Die Schule der Dilettanten“, „In Holland steht ein Haus“, Gedichte und Tagebücher. 1934 malt er Bildnisse und kann damit eine Nordafrika - Reise finanzieren. Zurück in den jetzt besetzten Niederlanden hilft er Bedrängten und befreit unter Lebensgefahr eine holländische Geisel. Dann soll er sich zum Militärdienst melden.
Stattdessen fährt er nach Solingen. 1942 wohnt er hier für ein halbes Jahr bei der Familie Heinen und malt Stadtansichten, die schönsten Darstellungen Solingens vor der Zerstörung. Dann beginnt eine abenteuerliche Flucht, die 1943 in Augsburg vorläufig endet. Dort werden seine Bilder in einer Galerie beschlagnahmt. Bowien versteckt sich im Allgäu, der kleinen Gemeinde Kreuzthal-Eisenbach. Bowien malt Landschaften und er schreibt seine Erfahrungen nieder: „Les heures perdues du matin“. Obwohl selbst in Lebensgefahr, sorgt er dafür, dass ein aus Lagerhaft geflohener Franzose versteckt wird. 1945 kehrt er zurück zur Familie Heinen nach Solingen. 30 Bilder waren durch den Krieg zerstört worden. 1948 ist er in Lausanne. Erstmals können wieder Öl- und Pastellfarben gekauft werden. In den Folgejahren bereist er Europa. 1995 erscheint seine Autobiografie „Das schöne Spiel zwischen Geist und Welt, Mein Malerleben“. 2000 editiert der Verlag L ́Harmattan seine Kriegsmemoiren.