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Kunstmuseum Appenzell


Unterrainstrasse 5
9050 Appenzell
Tel.: 071 788 18 00
Homepage

Öffnungszeiten:

Apr-Okt: Di-Fr 10.00-12.00
u. 14.00-17.00 Uhr
Sa, So 11.00-17.00 Uhr
Nov-Mär: Di-Sa 14.00-17.00 Uhr
So 11.00-17.00 Uhr

Carl August Liner: Arbeit

17.04.2016 - 14.08.2016

In einer Epoche, in der viel von der Zukunftsvision „Industrie 4.0“ gesprochen und geschrieben wird, eröffnet das Kunstmuseum Appenzell eine Ausstellung, in deren Fokus meist körperliche beziehungsweise handwerkliche Arbeiten stehen.
Carl August Liner, 1871 in St. Gallen geboren, 1946 in Appenzell verstorben, war ein an der Münchner Akademie ausgebildeter Künstler, der heute vor allem als spätimpressionistischer Maler der Appenzeller Landschaft und der Appenzeller Trachten wahrgenommen wird. Die Ausstellung stellt eine bisher kaum gewürdigte Werkgruppe vor, die Liner als genauen Beobachter der Zeit- wie auch der Sozialgeschichte zeigt: die Darstellungen von Arbeit, von Menschen bei der Arbeit.
Einerseits werden bäuerliche Genrebilder gezeigt, die Tätigkeiten wie das Heuen, das Sticken, das Käsen darstellen; andererseits werden aber auch jene künstlerischen Aspekte thematisiert, in denen Liner Alltagsarbeiten in einer Ferdinand Hodler verwandten Art und Weise heroisiert. Einen gesonderten Bereich bildet die Darstellung verschiedener musischer Tätigkeiten. In einem eigenen Kabinett wird Carl August Liner als Gebrauchsgraphiker vorgestellt, der Geschichten illustrierte, Briefmarken und Plakate entwarf.
Über 100 Gemälde, Zeichnungen, Skizzen und Druckgraphiken belegen die handwerkliche Meisterschaft Carl August Liners. Zugleich wird dem Betrachter ermöglicht, den künstlerischen Werkprozess – von der vor der Natur gefertigten Skizze bis zum meist im Atelier gefertigten Hauptwerk – nachzuvollziehen.
Als Ergänzung werden in die Ausstellung Fotografien aus den Jahren 1900 bis 1945 integriert. Diese Leihgaben aus dem Museum Appenzell zeigen einerseits jene Motive, die der Künstler zeichnete; sie stellen aber auch jene Berufe vor, die Carl August Liner weniger bildwürdig fand, die er aus seiner Darstellung des Landlebens ausblendete.
Daneben zeigen Handschriften, Briefe, Patentschriften wie auch Zeitungsartikel, dass Liner sich kontinuierlich schriftlich und öffentlich zu dem Themenbereich „Arbeit“ äusserte – bedingt durch seine vielfältigen Tätigkeiten als handwerklicher und geistiger Arbeiter: als Künstler, als Illustrator, als Präsident der GSMBA, als Bauer und als Erfinder.
Die Ausstellung ist am Schnittpunkt von Kultur-, Ideen- und Kunstgeschichte situiert. Einerseits wird in der Kunst und in der Person Liners die Ende des 19. Jahrhunderts eingeleitete Abwendung und Ablehnung von industriellen und städtischen Lebenswelten greifbar; andererseits erlebt der Betrachter im Rundgang durch die Ausstellung, wie ein Künstler der Moderne neu heute genutzte Images für Traditionen und Traditionsbewusstsein entwirft, das Bild einer authentisch erscheinenden Gegenwelt gestaltet.

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