12.02.2012 - 28.05.2012
Oskar Kokoschka ist einer der herausragenden Künstler des Expressionismus. Mit dem 1886 geborenen Österreicher brach die Wiener Kunst um 1900 in die Moderne auf. In seinen Porträts, Städtebildern und Stillleben wird die Kraft und Dynamik des Lebens sichtbar. Ein Werkabschnitt Oskar Kokoschkas, das Capriccio, ist noch weitgehend unbekannt. Jetzt wird er zum ersten Mal unter dem Titel "Capriccio - Faszination des Augenblicks" im Kunsthaus Stade gezeigt - und offenbart eine weitere faszinierende Seite des Künstlers.
Die Ausstellung umfasst insgesamt 150 Arbeiten: Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken, die Kokoschka spontan und von einem konkreten Erlebnis inspiriert fertigte, Arbeiten voll abwechslungsreicher Sujets, Humor und Bewegung. Trotz unerfüllter Liebe, Demütigungen und der Flucht vor dem NS-Regime nach England bewahrte sich Oskar Kokoschka eine leidenschaftliche Lebensfreude. Sein Interesse an Neuem, an Veränderung führte ihn auf viele Reisen. Gleichzeitig war er ein treuer Freund, voll tiefer Verbundenheit zu Personen und Orten.
Die Entwicklung von der historischen Dekorationsmalerei zur expressiven Ausdruckskunst wird als künstlerisches Grundbedürfnis Kokoschkas sichtbar. In seinen spontanen Arbeiten kann er der vitalen Geste freien Lauf geben. Räume werden nicht realistisch dargestellt, es kommt auf die Präsenz des Modells, des Augenblicks an.
Diese freien, spielerischen Arbeiten Kokoschkas zeugen von seinem Wunsch nach einer Kunst ohne Zwänge, von seiner Sehnsucht nach einem Miteinander, einer Vereinigung von Leben und Kunst. Die im Kunsthaus Stade ausgestellten Werke entstammen dem Zeitraum von 1906 (Postkarten für die "Wiener Werkstätte") bis 1978 (Lithografie einer Orchidee). Zwischen diesen Jahren liegen zahlreiche Reisen, die Beziehung zu Alma Mahler, eine Professur in Dresden, das Exil in Großbritannien, die Übersiedlung 1953 in die Schweiz und die Gründung einer "Schule des Sehens". So vielfältig wie das Leben Kokoschkas ist auch sein Werk: kritisch und kraftvoll einerseits, spontan und spielerisch andererseits.