06.12.2008 - 08.03.2009
Lasst tausend Blumen blühen ist die erste umfangreiche Werkschau der österreichischen Künstlerin Lisl Ponger in Deutschland. In der Ausstellung im Kunsthaus Dresden ist eine repräsentative Auswahl inszenierter Fotografien und installativer Arbeiten Lisl Pongers zu sehen, die auf die für ihr Werk symptomatische Weise die Definitionsmacht von Bildern, Spuren der Kolonialzeit und Darstellungen des Fremden heute umkreisen. Die in die fotografischen Inszenierungen eingeflossenen Bildtraditionen des europäischen Stillebens, des Künstlerselbstportraits und der formalisierten Fotografie der Moderne entfalten mit ihrem starken visuellen Reiz zugleich eine überraschende politische Brisanz: So ruft das malerische Stilleben von Kunstblumen und Nippesfiguren Lasst tausend Blumen blühen Erinnerungen an Maos berühmte Rede Ende der fünfziger Jahre wach und verweist zugleich auf die beschleunigende Wirkung des Neoliberalismus in China heute. Die historische Seidenblumenproduktion in Sebnitz, die dieses Motiv inspirierte und die Massenherstellung von Kunstblumen und anderen Produkten in Umerziehungslagern in der Volksrepublik China treffen in diesem Bild aufeinander.
Die Ausstellung bietet einen Parcours, der sich entlang historischer und aktueller Repräsentationen des Fremden entwickelt und in diesen die Strategien kultureller Definition deutlich macht. Welchen Projektionen würde ein Emil Nolde heute erliegen und wie muss die Gegendarstellung zu den Fotografien der Nuba von Leni Riefenstahl lauten? Lisl Ponger hat entlang dieser und ähnlicher Fragen ein Konvolut künstlerischer und filmischer Arbeiten entwickelt, die den Blick für die visuelle und gesellschaftliche Verfasstheit unserer globalisierten Gegenwart sensibilisieren.
Mit „Lisl Ponger: Lasst tausend Blumen blühen“ beginnt die Reihe „Aufzeichnungen aus dem Empire / Notes from the Empire“ im Kunsthaus Dresden.