15.09.2012 - 11.11.2012
Die Mächtigen haben das Sagen, meint der Volksmund oder anders formuliert: „Wer die Sprache hat, hat das Sagen“. Das Ringen um Macht ist oftmals ein Kampf um die Deutungshoheit und gleichzeitig ein Versuch die Opposition – argumentativ oder gewaltsam – zum Schweigen zu bringen.
Obwohl oder gerade weil Sprache an sich ein nicht-ideologisches System von Zeichen und zugleich der wichtigste Code gesellschaftlicher Verständigung ist, wird sie wie kein anderes Kommunikationssystem von Politik und Medien instrumentalisiert. Die Ausstellung Schlagwörter und Sprachgewalten thematisiert mit internationalen künstlerischen Positionen die komplexen Beziehungen und Wechselwirkungen von Sprache und Macht: die Sprache im Dienste der Macht, die Sprache als Macht(mittel), aber auch die Macht der Sprache an sich. Dabei interessiert uns zum einen wie Sprache im Kontext des politischen Diskurses eingesetzt wird – von der Durchsetzung des eigenen Deutungsrahmens mittels persuasiver Strategien in demokratischen Systemen, bis hin zur Übernahme der absoluten Herrschaft über Sprache mittels Propaganda und Zensur in totalitären Regimes. Zum anderen wird untersucht, wie auf gesellschaftlicher Ebene, also dort, wo politische wie auch persönliche Aspekte ins Spiel kommen, unterschiedliche Sprachen ein anderes symbolisches Kapital verkörpern und damit den Status des Sprechers definieren. Denn nichts gibt so viel von unserer Herkunft, unserer sozialen Zugehörigkeit und unserem Bildungshintergrund preis wie unsere Sprache(n) und die Art und Weise wie wir sie sprechen. So wie es erfolgversprechend ist, in einem bestimmten Kontext die „richtige“ Sprache zu sprechen, kann das Gegenteil zu einem Faktor gesellschaftlicher oder politischer Diskriminierung werden, was wiederum auf das bestehende Machtgefälle zwischen verschiedenen Sprachgemeinschaften verweist. In diesem Zusammenhang setzen wir uns auch mit der Beziehung zwischen Muttersprache und Fremdsprache(n) auseinander, insbesondere im Hinblick auf ihre konstitutive Rolle in der Bildung einer kulturellen und personalen Identität, wie auch mit der Aufgabe der Übersetzung als ein nicht immer geglückter Versuch der interkulturellen Verständigung.