04.12.2011 - 22.01.2012
Die Resonanz auf die Ausschreibung der beiden Preise der NORDWESTKUNST war in diesem Jahr wieder beeindruckend. 450 Bewerbungen belegten die Büros der Kunsthalle Wilhelmshaven. 29 Künstler aus der Nordwestregion wurden ausgewählt, um ihre Arbeiten in den Räumen der Kunsthalle mit ihren Werken vorzustellen. Bemerkenswert ist dieses Jahr, dass sich ein Trend der Gegenwartskunst deutlich in den Bewerbungen widerspiegelt: Traditionelle Medien wie Malerei, Zeichnung und Fotografie überholen diesmal klar die raumgreifende Bildhauerei oder Installationskunst. Videokunst und Performance waren überraschend schwach vertreten.
Die Ausstellung nimmt bewusst Schwerpunkte der eingereichten Arbeiten auf und präsentiert sie in inhaltlich oder formal aufeinander bezogenen Werkgruppen. Von der Trompe l'oeil-Malerei zur feinnervigen Radierung, von der raumgreifenden Installation aus Gipsplatten zu wulstigen Stoff-Körpern, von der Fotoperformance zu subtilen Studien des Bildhaften in der Fotografie erstreckt sich die künstlerische Bandbreite. Viele Arbeiten schlagen Brücken zwischen der Kunst und der Welt des Alltags. Sprechend dafür ist sicher die Arbeit "Umzug" von Julian Weber mit 23 Schildern, die im Foyer aufgebaut sind und die der Besucher in die Ausstellung nehmen kann, um sie dort zu platzieren, um so ganz eigene weitere Kunstwerke zu schaffen.
Am Tag vor der Eröffnung wählte eine 4-köpfige Fachjury zwei Preisträger aus, die am Eröffnungstag die beiden traditionsreichen Preise erhielten. Trotz der Dominanz von Malerei und Zeichnung waren zwei Bildhauer erfolgreich: Axel Loytved aus Hamburg (*1982) und Marion Lehmann aus Bremen (*1968). Beide Künstler arbeiten im Grenzbereich von Bildhauerei und Installation. Bei beiden entsteht die Skulptur erst durch einen längeren, verdichtenden Arbeitsprozess, der Kunst- und Alltagswelt miteinander verknüpft. Stapeln, Schieben, Legen und wieder Auseinandernehmen ist bei der einen Teil der Arbeit. Beim anderen werden amorphe Alltagsdinge wie Socken, Fritten oder Papier durch einen innovativen Arbeitsprozess in eine präzise bildnerische Ordnung überführt. Komprimierte Energie (Lehmann) trifft auf anarchische Formfindung (Loytved). Die große Resonanz auf die Ausschreibung machte deutlich, dass sich der Preis in der Nordwestregion etabliert hat und vor allen Dingen von jungen Künstlern genutzt wird, auf ihr Werk aufmerksam zu machen. Am letzten Tag der Ausstellung, 22. Januar 2012, veranstaltet die Kunsthalle ein Künstlergespräch mit den beiden Preisträgern.