Als Journalist war Hans-Peter Riese in Prag, Bonn, Moskau, Frankfurt a.M. und Washington tätig, wo er sich intensiv mit der jeweiligen Kunstszene auseinandergesetzt hat. So ist in über vierzig Jahren eine Sammlung von mehr als 300 Objekten der Malerei, Skulptur und Grafik aufgebaut worden. Unter dem Titel „Dialog über Grenzen“ ist nun eine Auswahl von 150 Kunstwerken in der Kunsthalle St. Annen zu sehen. In ihr sind aus Deutschland Künstler wie Uecker, Böhm, Staudt und Hangen vertreten. Die tschechische Kunst wird durch Sýkora, Kubí?ek, Kolá? und Malich repräsentiert. Aus Russland enthält die Kollektion unter anderem Arbeiten von Bruskin, Steinberg, Infante und Tschesnokow-Ladyschinskij und schließlich hat Riese aus den USA Arbeiten von de Kooning und Warhol in seine Sammlung geholt. Die Auswahl konzentriert sich auf die Kunstentwicklung der 1960er und -70er Jahre - unter anderem die Zeit der Konkreten Kunst und der Op-Art. Aber auch das Informel der 50er-Jahre ist mit bedeutenden Beispielen vertreten und nicht zuletzt enthält die Sammlung Beispiele der neuen Figuration. Die durch Rieses Interessen und Künstlerfreundschaften geprägte Auswahl öffnet den Blick auf eine einzigartige Kunstentwicklung zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Riese zeigt eine überraschende Parallelität der Bearbeitung ästhetischer Themen in Ost und West, wie sie bis jetzt nur ansatzweise untersucht worden sind. Die Querverbindungen und die Freundschaften von Künstlern in einer Zeit, in der Kommunikation über nahezu geschlossene Grenzen nicht selbstverständlich war, sind in der Sammlung Riese unmittelbar zu erkennen.