Staatliche Gemeinwesen schaffen sich bildhaft Beständigkeit: Herrscherzeichen, Mahnmale, Allegorien und Tempel. Besonders an öffentlichen Orten werden Statuen zu Sinnbildern politischer Herrschaftsordnung. Sie markieren Plätze, -urbane Prägepunkte und fernsichtige Höhenzüge. Einmal aufgestellt dienen sie der zeitlosen Demonstration mit dem Nachdruck auf ihre unumstößliche Geltung. Wie aber steht es mit der Darstellung der Macht heute? Sind Standbilder demokratisch vertretbar? Wie stellt sich der Staat in seiner öffentlichen Bekundung dar? Wo ist seine Mitte?
Die Ausstellung hat ihren thematischen Ausgangspunkt beim unweit von Mainz gelegenen Niederwalddenkmal. Das mächtige Mahnmal stellt die Figur der „Germania“ dar. Die Skulptur auf riesenhaftem Sockel wird unmittelbar nach dem deutsch-französischen Krieg im Jahr 1871 errichtet. Herrisch prahlt die Personifikation Deutschlands seitdem als weithin sichtbares Siegeszeichen. In der Ausstellung ist die Skulptur durch Modelle, Gipsentwürfe und historische Fotografien gegenwärtig. Anderes Dokumentationsmaterial wie Thomas Hobbes’ berühmte Illustration zu „Leviathan“ aus dem 17. Jahrhundert und Stichwerke aus der Französischen Revolution vervollständigen den historischen Teil der Erzählung über die Selbstdarstellungen eines Staates.
Der zweite Teil der Ausstellung ist gegenwärtigen Positionen vorbehalten. Mit Thomas Schütte und Danh Vo werden international renommierte Künstler vorgestellt. Thomas Schüttes „Vater Staat“ von 2011 ist ein zeitgenössisches Gegenstück zur „Germania“. Die fast 4 m hohe Figur zeigt einen grimmigen Mann in einen schweren Mantel gehüllt. Er gibt sich als knorriger Weise mit unbestechlicher Autorität. Der in Vietnam gebo-rene Danh Vo stellt Fragmente der amerikanischen Freiheitsstatue in Originalgröße aus. In Kupferblech getriebene Einzelteile werden auf Paletten präsentiert, als Zeichen für die Befragung des Staates im Zeitalter von Emigration, Heimatverlust und Globalisierung.