20.08.2010 - 31.10.2010
Im Rahmen des diesjährigen Kultursommers Rheinland-Pfalz „Über Grenzen“ zeigt die Kunsthalle Mainz eine umfassende Ausstellung des israelischen Künstlers Guy Ben-Ner (*1969, lebt in Tel Aviv). Neben seinen Filmen sind auch eine Serie von Zeichnungen sowie eine Installation zu sehen. In seinen videokünstlerischen Arbeiten erzählt Guy Ben-Ner Geschichten, in denen er stets selbst als Protagonist agiert, bis 2007 auch zusammen mit seiner Familie. Als Grundlage für die Erzählstränge oder die DiaÂloge seiner Videos greift er auf ein Konglomerat an literariÂschen, filmischen oder geschichtlichen Vorlagen zurück. Sie finden sich als Adaptionen oder als Zitate in den Videoarbeiten wieder, so zum Beispiel in Moby Dick (2000). Zugleich werden die vor heimischer Kulisse gedrehten Filme in Bezug zur LebensÂwirklichkeit des Künstlers gesetzt und erfahren so eine Transformation hin zur eigenständigen Erzählung. In Treehouse Kit (2005), das zusammen mit einer Bauminstallation gezeigt wird, erscheint der Künstler als eine Art Robinson Crusoe, dem ein skulpturaler und zugleich multifunktionaler Baumhaus-Bausatz als einsame Insel dient. Sie ist einerseits erstrebter Ort der Selbstbestimmung, andererseits muss der Protagonist ohne Gesellschaft sein Dasein fristen und sein tägliches Überleben sichern. In anderen Filmen wird die Ambivalenz dieses Zustands auf die eigene Situation als Künstler und Familienvater übertragen. Die eigenen vier Wände werden, oft in skurriler Verwandlung, zum Filmset umfunktioniert. Auffallend ist hierbei, wie stark die Grenzen zwischen privaÂtem und öffentlichem Raum verwischt und vermischt werden. Humorvoll-unterhaltende Momente kippen immer wieder ins Existenzielle. Guy Ben-Ners Videoarbeiten kreisen um Fragen nach dem Individuum, insbesondere nach dem Künstlerindividuum, in der Gesellschaft. Aber auch Fragen nach Sozialisation, Konditionierung, Selbstbestimmung oder GestaltungsÂfreiheit des Einzelnen werden immer wieder angesprochen. In einer seiner jüngsten Videoarbeiten, Second Nature (2008), lotet Guy Ben-Ner – ausÂgehend von der Fabel „Der Fuchs und der Rabe“ – jene Grenzüberschreitung aus, die beim DresÂsieren von Tieren vollÂzogen werden kann, und was geschieht, wenn sich das Machtverhältnis von Dresseur und Dressiertem umkehrt. Der Ausgangspunkt der künstlerisch-filmischen Auseinandersetzung wird nun auf außerhalb der eigenen Biografie liegende Bedingungen verlagert.