13.04.2011 - 05.09.2011
"Ob Kunst oder Design ist egal - nur gut muss es sein." Mit diesem knappen Statement gibt Anton Stankowski die Richtschnur vor, die bei der inhaltlichen Debatte zur Qualität von ‚künstlerischemÂ’ und ‚angewandtenÂ’ Schaffen anzulegen ist.
Natürlich ging es um die Vereinbarkeit oder Unverträglichkeit von Kunst und Design.
Nicht selten sorgte dies für Zündstoff bei der Begegnung mit Freunden und Kollegen. In den Debattier-Runden wurde verglichen und bewertet, oft in stillschweigendem Einvernehmen ein Urteil gefällt, oder aber auch lautstark gefochten. Gut, besser, schlechterÂ… - jeder der Teilnehmer hatte das Bestreben, nicht nur gute, einprägsame Bilder und begründete grafische Lösungen zu schaffen, sondern auch deren Fortschrittlichkeit zu demonstrieren. Ziel war es, die Entwicklungen in den Bereichen Kunst, Design, Grafik voranzubringen, um im weiteren Verlauf mit konkreten ‚ErfindungenÂ’ und Anwendungsmöglichkeiten aufwarten zu können.
Neben diesem Ringen um Qualitätskriterien ging es auch um den vermeintlichen Antagonismus zwischen ‚freiÂ’ (Kunst) und ‚angewandtÂ’ (Design, Grafik). Noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts schien es nur bedingt möglich, zu einer praktikablen Lösung in diesem Grundkonflikt zu kommen: Die Bilderfindungen wurden in verschiedenen Welten gehandelt und verhandelt, die Berührungspunkte oder Schnittmengen waren neuralgisch. Sodann schien es auch eine ‚ethischeÂ’ Frage zu sein - eine Frage der Haltung und Bewertung - ob das freie künstlerische Schaffen sich ‚in DienstÂ’ nehmen lassen darf, oder ob eine brillante grafische Lösung neben ihrer Verbreitung als ‚DesignÂ’ auch den Anspruch auf das Label ‚KunstÂ’ erheben darf. In der aktuellen Kunstdebatte sind die Grenzen durchlässiger geworden. Für ein konkretes Werk bedeutet dies, dass eine solche Unterscheidung - so sie denn überhaupt gemacht wird - weniger Streitwert besitzt und immer häufiger hinfällig wird.
In dem kreativen und künstlerisch produktiven Kreis um Anton Stankowski wurden die hier angesprochenen Themen eingehend diskutiert. In den Zusammenkünften ging es unter anderem um farbliche Gestaltung, um Fragen der Formgebung, um die Originalität von künstlerischen Ideen und deren Einbindung in laufende Entwicklung. Anton Stankowski hat mit ebenso kritischem wie freundschaftlichem Interesse die Arbeiten der anderen gesehen und sie nicht selten mit seinen Kommentaren begleitet.
Oft war man an ähnlichen Themen und Fragestellungen. Das vermittelt die Ausstellung auch und ermöglicht den Vergleich, denn die Diskussion fand nicht nur in Worten, sondern vor allem mit den Bildern statt. Im Vergleich lassen sich bildnerisches Denken und Argumentieren miterleben, sind Erkenntnis, Fortschritt und Qualität erkennbar, in der bildnerischen Diskussion wird ihre inspirierende Kraft sichtbar. Das und vieles mehr vermittelt die Ausstellung, in der großartige Künstler und Grafiker zu Anton Stankowski in Beziehung gesetzt und vorgestellt werden:
Max Burchartz und Johannes Canis für Ende der 1920er Jahre in Essen; Max Bill, Hans Coray, Herman Eidenbenz, Ernst A. Heiniger, Richard Paul Lohse, Verena Löwensberg, Herbert Matter, Hans Neuburg, Heiri Steiner werden Freunde in der Züricher Zeit 1929-1935; in die Stuttgarter Zeit der 1950er und 1960er Jahre gehören inspirierende Kontakte mit Josef Albers, Willi Baumeister, Max Bense, Karl Gerstner, Hans Hillmann, Kurt Leonhard, Josef Müller-Brockmann, Almir Mavignier, Willem Sandberg, Klaus Wittkugel; in die Stuttgarter Zeit der 1970er bis 1990er Jahre gehören Otl Aicher, Wim Crouwel, Karl Duschek, Rupprecht Geiger, Hans Geipel, Hermann Glöckner, Eugen Gomringer, Franco Grignani, Erwin Heerich, Helmut Heißenbüttel, Hans Peter Hoch, Hans Heinz Holz, Donald Judd, Gunter Rambow.