© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunsthalle Freiburg - Fri Art


Petites-Rames 22
1701 Fribourg
Tel.: 026 323 23 51
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi-Fr 12.00-18.00 Uhr
Sa,So 14.00-17.00 Uhr

Claudia Comte: X,Y,Z / Jérémie Gindre: Image canyon

09.02.2013 - 12.05.2013

Wie der Titel der Ausstellung sehr direkt in Erinnerung ruft, spielt Claudia Comte mit den fundamentalen Elementen des mathematischen Systems kartesianischer Koordinaten, um den Betrachter und die Betrachterin an Bord zu nehmen. Die flache Bildfläche unserer Vorstellung der Welt wird zum gefalteten Dekor.
Die Künstlerin verdichtet in dieser Ausstellung einige ihrer Recherchen und gibt uns Lösungen möglicher Assemblagen für ihre verschiedenen Methoden. Diese sind bei weitem nicht so disparat wie ihre Vielfalt der Produktion denken lässt. Der Parcours umfasst (in dieser Reihenfolge) Malereien auf perforierten Platten, Skulpturen, Wandmalereien, installative Elemente und ein Video. Ohne den Aspekt einer Produktionsweise der Objekte im low tech oder sogar ätzend retro-futuristisch und handwerklich zu verbergen, erlaubt ihre Abfolge in drei Phasen den Besuchenden, den Blick darüber hinaus zu richten.
Die Tondi auf den von der Künstlerin selber gebauten Gerüstkomplexen sind Unterlagen für einen einfachen Pinselauftrag. Ein rigides Raster in Form einer minutiös auf die Holzflächen gezeichneten Quadrierung wird grob mit der Kreissäge durchbrochen. Eine kunstvolle Gitterstruktur dient als Grundlage für eine Wandmalerei, die anschliessend in willkürlicher und entgegenwirkender Weise durch simple Lichteffekte überlagert wird. Die offensichtlich zufällige Wiederholung eines skulpturalen Motivs lässt dieses leicht variieren. Es gleitet von der Referenz an die jüngere Geschichte der Skulptur in die Codes des Comics ab. Auf Wellblechen zerschneiden vertikale Muster die Hintergrundbilder von Fjordlandschaften. Die Tiefe der ebenen Sequenz rivalisiert mit der geometrischen Erhebung in schwarzer Glätte. Von Anfang bis Ende lässt uns die Künstlerin in eine Achterbahn steigen und zwingt uns genüsslich in gleichförmige Effekte eines Auf und Ab. Claudia Comte hält uns boshaft ein Allerweltsdekor hin, ganz so, als ob wir es selber herstellen könnten, um dann zu entschlüpfen und ihr zu folgen.
Claudia Comte (*1983)  wurde in Morges geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Die Ausstellung, die wie ein Parcours durch einen spektakulären Canyon aufgebaut ist, umfasst Skulpturen, Zeichnungen, Bilder und Schrifttafeln. Der Weg hat seinen Ausgangspunkt bei einer Felswand, wie jene, an deren Fusse Fri Art liegt, oder jene, die von Lewis und Clark beschrieben wurde, als sie 1803 auf ihrer berühmten Expedition zur Entdeckung des noch unbekannten amerikanischen Westens dem Missouri folgten. Angesichts der Vielzahl von Formen, die von der Erosion geschaffen wurden, notierten die Entdecker: „Je länger wir dem Fluss folgen, umso weniger können wir glauben, dass diese Verzauberung jemals enden wird.“ Wie ein Echo auf die präsentierte Werkserie leitet der Satz die Folge von eigentümlichen geografischen Entdeckungen ein. Er ruft ebenfalls die Bildspiegelung auf den Plan, diese Neigung, in allen möglichen abstrakten Formen, darunter Felsen, bekannte, oft menschliche und tierische Figuren zu sehen. Diese möglichen Visionen geistern beim Besuch durch Image Canyon. Der Rundgang entwickelt sich in einer gemischten Belichtung: dem Sonnenaufgang der Entdeckung und der Mittagssonne des Tourismus. Die Skulpturen und Zeichnungen wollen den Status der Kopie nicht hinter sich lassen, sie erscheinen vielmehr als eine ungewisse Kategorie von Schöpfungen, gemacht, um eine Form oder eine Idee in der Erinnerung zu bewahren und sie in eine neue Sprache zu übersetzen. Das Schweigen der Steine wird durch die Texte abgelöst, die aus Romanen, Zeitungen und Reiseführern übernommen wurden. Die Zeichnungen stützen sich auf eine wissenschaftliche Sicht der Welt, sie setzen sich aber ab, um als romantisches Inventar, als geologische Porträts oder als geschichtliche Fiktionen zu dienen.
Jérémie Gindre (*1978) lebt und arbeitet in Genf.

KULTURpur empfehlen