Das Bild, das Steve McCurry auf einen Schlag berühmt machte, ist das Portrait eines afghanischen Mädchens, dessen direkter Blick aus grünen, intensiv leuchtenden Augen den Betrachter gleichsam bannt. Der Fotograf hat es 1984 in einem Flüchtlingslager im pakistanischen Peshawar aufgenommen. Als Titelfoto der Juniausgabe 1985 des National Geographic Magazin ging das Portrait um die Welt; erhielt bewundernde Attribute wie „afghanische Mona Lisa“. McCurry berichtete seit 1979 als einer der ersten Fotografen vom Afghanistan-Konflikt. Seine Bildreportagen wurden im Time Magazine, in der New York Times und im Magazin Geo veröffentlicht. Auch beim ersten Golfkrieg war McCurry mit seiner Kamera dabei. Doch gehen viele seiner Aufnahmen über den journalistischen Zweck, als Reportagebilder zu dienen, weit hinaus. Sie repräsentieren Archetypen, fotografische Ikonen der Menschheit. Das „Afghanische Mädchen“ ist eines der Hauptwerke der Retrospektive des Fotografen – neben den zahlreichen eindrucksvollen Menschenbildern, die der Amerikaner in den letzten dreißig Jahren aufgenommen hat.
Geboren 1950, ist Steve McCurry seit 1986 Mitglied der renommierten internationalen Agentur Magnum Photos. Bis heute wurden seine Arbeiten weltweit und vielfach ausgezeichnet. Als Fotograf in Krisengebieten richtet McCurry seine Kamera vornehmlich auf Szenen am Rande des Kriegsgeschehens. Statt den Krieg zu bebildern, gilt sein Hauptinteresse dem Leiden der Menschen in kriegerischen Auseinandersetzungen, ebenso wie dem Verschwinden von reichen Kulturen und Traditionen, der Veränderung von Lebenszusammenhängen unter dem Einfluss der Globalisierung. Den ethischen Maximen der Gründerväter von Magnum Photos folgend, eine „human interest photography“ zu entwickeln, berichtet uns Steve McCurry in eindrücklichen Bildern von den zahlreichen Facetten der menschlichen Existenz, von der Würde eines jeden Menschen. Oft gelingt es ihm, mit einzelnen Bildern ganze Geschichten zu erzählen
Die Bilder des Fotografen faszinieren durch ihre intensive Farbigkeit. Sie ist das Ergebnis sensibler Beobachtung und spezieller technischer Parameter: Bis vor kurzem nutzte er beinahe ausschließlich Kodachrome Filmrollen, belichtet und entwickelt im analogen Farbbildverfahren. McCurry reflektiert in seinen Bildern die Farbwelten der verschiedenen Kulturen, häufig in einer Intensität, die vertraute Sehgewohnheiten infrage stellt. Die Farbigkeit wie auch besondere Lichtverhältnisse sind für die emotional packende Wirkung dieser Fotografien von entscheidender Bedeutung.
Die Ausstellung vereint rund 120 Fotografien, die zwischen 1980 und 2012 in Ländern wie Afghanistan, den USA, Pakistan, Indien, Tibet, Kaschmir, Kambodscha, Indonesien, Burma oder Kuwait entstanden sind und bietet einen umfassenden Überblick über das farbgewaltige Werk des Bildmagiers Steve McCurry.