27.01.2008 - 09.03.2008
In den 1920er Jahren generierten die Protagonisten des Neuen Sehens wie Umbo, Moholy-Nagy oder Rodtschenko eine genuin fotografische Bildsprache, die alles Gesehene und mit der Kamera Aufgezeichnete radikal dem Primat der dynamischen Bildkomposition unterordnete. Größe und Anschnitt der Bildgegenstände, Licht und Schatten sowie die Aufnahmeperspektive der Kamera folgten der zumeist geometrisch, also abstrakt verfassten Gestaltungsabsicht; die Bilder erschienen konkret-anschaulich und abstrakt-konstruiert zugleich. Peter Schlör (*1964), der seit Mitte der 1980er Jahre im Schwarzweiß-Modus fotografiert, stellt sich mit seiner streng komponierten und auf starken Licht-Schatten-Kontrasten gründenden Landschaftsfotografie einerseits in diese Traditionslinie, andererseits lässt er den souverän die sichtbare Welt ordnenden Blick der klassischen Avantgarden in ein tiefes Schwarz münden, worin sich alle Euphorie des (technisch und sozial) Machbaren im Unverfügbaren und Unheimlichen verliert. Peter Schlör reist als Fotograf und sammelt archetypische Motive für subjektive Befindlichkeit: blicklose Häuser, unermessliche Wüsten, flüchtige Wolkenformationen, hoch aufragende Bäume, ferne Gebirgszüge – allesamt bekannt aus dem Bilderfundus zwischen Frühromantik und Magischem Realismus. Wie bei de Chirico werfen die Gegenstände ihre Schatten, sehr lange Schatten. Tag konfrontiert sich der Nacht, spätes Licht dem Tiefdunklen, Erlebtes dem Traum: Memento mori. Der Künstler intensiviert und dramatisiert die Hell-Dunkel-Kontraste bis hin zu einer gleichsam lunaren Beleuchtungssituation; er vertieft Licht und Schatten in einer Weise, die ihm neue psychologische Ausdrucksqualitäten beschert. Unbeirrt von der gleichförmigen Bilderschwemme unserer Gegenwart formt Peter Schlör visuelle Gleichnisse von großer visueller Kraft und halluzinatorischer Energie.