04.08.2011 - 04.09.2011
Die in Seoul geborene, nach Stationen in Yale und New York derzeit in Amsterdam lebende Künstlerin Min Oh ist als ausgebildete Pianistin und Grafikdesignerin ein Allround-Talent. Mit der Erfurter Ausstellung, zusammengestellt von der Kuratorin Silke Opitz, wird sie ihr Werk erstmals in Deutschland präsentieren. Min Oh bezeichnet sich selbst als Geschichtenerzählerin, wofür sie Video und Ton, aber auch schriftbasierte Medien wie Papier und Buch nutzt. Sie erzählt von alltäglichen Dingen und deren Bedeutung, jedoch nie eindeutig, sondern aufgeladen durch die Spannung zwischen widersprüchlichen Charakteristika: Etwas erscheint zugleich süß und nervig, kindlich-naiv und rabiat, rational und intim, vernünftig und unangemessen. Das Erzählen sorgt für eine Balance zwischen diesen Unvereinbarkeiten. Da werden Zahlen auf ungewöhnliche, doch irgendwie auch sinnvolle Weise addiert, Beton-Treppen zum Klingen gebracht oder wir lernen die seltsame Funktion einer "Milchmaschine" kennen. Mit der "Geschichte vom kleine Mädchen und seinem gestohlenen Buch" reflektiert Min Oh eigenes Erleben über die Figur der Alice im Wunderland. Hier liegt gleichsam der Schlüssel zu allen ihren Arbeiten. Denn mit dem nur scheinbar naiven Blick eines Kindes rückt Min Oh Gegenstände und ihre Bedeutung in ein neues Licht, untergräbt die herkömmliche Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat. Die neu zugewiesenen Bedeutungen und Eigenschaften lassen die Gegenstände und Charaktere erfrischt und anders erscheinen. Min Oh's Arbeiten sind kleine Gesamtkunstwerke, welche die Grenzen der bildkünstlerischen Gattungen und Medien, von Kunst und Design, "Low" und "High Art" überschreiten und die Besucher-Betrachter in das Geschehen einbeziehen. Ihre für die Eröffnung der Erfurter Ausstellung geplante visuelle Performance "A Dialogue" wird das auf besondere Weise deutlich machen.