31.07.2011 - 04.09.2011
Das Werk des koreanischen Künstlers Kyungwoo Chun (*1969) kreist um Begriffe wie Repräsentation, Zeit, Bewegung und Interaktion; es umfasst extrem lang belichtete Porträts mit charakteristischen Bewegungsunschärfen, partizipatorische Performances und Videos. Seit 1995 lebt und arbeitet er nicht nur in Seoul, sondern auch in Bremen. Hier wurde ihm auch die Beschäftigung mit der eigenen Identität und Herkunft zum Thema, das er als Fotoprojekt mit 1.000 Mitwirkenden realisierte. Schon früh erzählte man Kyungwoo Chun davon, dass sein Name (Chun = chines. Tausend) von einem berühmten chinesischen General abstamme, der 1592 mit einem Bataillon von 20.000 Soldaten zur Unterstützung gegen einen Angriff japanischer Truppen nach Korea entsandt wurde, dort zu Ehren kam, später jedoch nicht mehr nach China zurückkehrte, sondern in seiner neuen Heimat zahlreiche Nachkommen hinterließ. Der Künstler recherchierte dessen Herkunft aus einem abgelegenen Dorf bei Zhengzhou in Mittelchina, das ebenfalls den Namen "Chun" trägt und wo heute noch immer 3.000 seiner Namensvettern leben. 2006 reiste Kyungwoo Chun erstmals in das Dorf, weckte das Interesse der Bewohner und begann sein umfangreiches Projekt. An drei verschiedenen Orten in der Region baute er ein provisorisches Studio auf, worin er 1.000 Freiwillige verschiedenen Alters und Geschlechts mit dem Familiennamen Chun für jeweils eine Minute belichtete. Entwickelt, geprintet und kaschiert wurden die Bilder in Bremen, um sie bei einem erneuten Besuch in China den Porträtierten vorzulegen und sie zu bitten, die Abzüge handschriftlich mit Namen, Geburtsort und -tag zu versehen. Außerdem ließ er die Rekonstruktion einer alten Uniform anfertigen, so dass - ergänzend zu den 1.000 Porträts - einige Idealbildnisse des berühmten Namensgebers entstanden. In Anlehnung an die Erscheinung chinesischer Stammbücher wurden die 1.000 Porträts in rote Tücher gehüllt und seitdem mehrfach in Asien und Europa ausgestellt. Das Projekt "Thousands" steht im Zentrum seiner Erfurter Personalausstellung, für die der Künstler jedoch auch eine ortsspezifische Performance plant.