29.03.2009 - 24.05.2009
Spätestens seit der Pariser Weltausstellung 1900 ist elektrisches Licht ein Sinnbild für Modernität. Das blieb nicht ohne Auswirkungen auf Architektur, Theater, Malerei, Plastik, Fotografie, Film und Musik. Die prismatische Formensprache der Expressionisten, übersetzt in utopische Architekturentwürfe, der Erlebnisraum Großstadt mit den neuen Möglichkeiten von künstlicher Beleuchtung und Lichtreklame, aber ebenso die „Lichtspielkunst“ des Kinos inspirierten in den 1920er Jahren zahlreiche Künstler zu eignen Überlegungen und Entwürfen für eine zeitgemäße Ästhetik im Zeichen des Lichts. Zudem versuchte man, die als isoliert empfundene Position des Künstlers und des künstlerischen Werks auf eine Utopie hin zu öffnen, die den kreativen Menschen als Mediengestalter sieht, der die neuesten bildgebenden Techniken dazu nutzt, das soziale Bewusstsein von Gegenwart mit zu formen. Das Bauhaus um den Formmeister László Moholy-Nagy (1895-1946) bildete ab 1922 ein Zentrum der Bewegung. Er experimentierte mit Fotogrammen, konstruierte den „Licht-Raum-Modulator“, ersann ein Polykino und ein Städtelichtspiel. Ludwig Hirschfeld-Mack entwickelte ein reflektorisches Lichtspiel. Neben Moholy-Nagy wurden Viking Eggeling, Hans Richter, Oskar Fischinger und Walter Ruttmanns zu Pionieren des abstrakten Films. Beflügelt und getragen vom technischen Fortschritt konzentrierte sich Moholy- Nagy auf die Innovationskraft der modernen Kunst. Die Zukunft hieß für ihn Licht, Kinetik, Raum – Kategorien, die sein Streben in allen künstlerischen Bereichen, von der Malerei bis zum Film, prägen sollten. 1930 entwarf er im Auftrag des fortschrittlichen Museumsdirektors Alexander Dorner für das Provinzialmuseum Hannover einen „Raum der Gegenwart“ – als Antizipation einer Kunst, die gänzlich ohne das handwerklich gemalte, auratische Bild auskommt. Vielmehr projektierte Moholy-Nagy verschiedene Displaysysteme für neue Medien wie Fotografie, Film- und Diaprojektionen sowie an zentraler Stelle den Einbau des „Licht-Raum-Modulators“, der von den Nutzern des Raumes „interaktiv“ in Bewegung gesetzt werden sollte. Dieser jedoch nie ausgeführte „Raum der Gegenwart“ wird nun erstmals im Maßstab 1:1 (re-)konstruiert. Ausgehend davon stellen die Kuratoren Ulrike Gärtner und Kai Uwe Hemken anhand zahlreicher Werke der Malerei und Grafik, anhand von Fotografien, Fotogrammen, Büchern, Architekturentwürfen, Modellen und experimentellen Filmen die Entwicklung der Licht-Kunst-Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor. Die Ausstellung ist Teil des Erfurter Beitrags zum Jubiläum "Bauhaus 09" in Thüringen