30.01.2011 - 13.03.2011
Etwas zu fotografieren kann bedeuten, das konkret Gesehene mit einem Surplus an Bedeutung auszustatten, ihm einen besonderen Sinn beizulegen: durch die Akzentuierung formaler oder motivischer Konstellationen, die uns das jeweils Konkrete als ein Besonderes erlebbar machen. Der in Berlin lebende Künstler Frank Darius (*1963) sagt in diesem Sinne selbst über seine Arbeit: "Es sind Paradiese und Antiparadiese, die mich fotografieren lassen." Vordergründig offerieren uns seine Bilder Blicke in die Natur oder auf unspektakuläre Situationen, wie sie uns im Alltag begegnen: scheinbar flüchtige Beobachtungen, festgehalten mit der Kamera; nichts Gestelltes, keine Retuschen. Doch sind diese Blicke selbst das Besondere. Darius thematisiert mit fotografischen Mitteln die Übergänge zwischen Welten -Natürlichem und Kultiviertem, zwischen Wahrnehmung und Vorstellung, dem paradiesischen, ursprünglichen Garten und den Orten unserer Vertreibung jenseits dieses mythischen Ideals. Und er führt uns die Grenzen als durchlässige vor, indem er die eigene Wahrnehmung des Faktischen - mit den Worten von Novalis - romantisiert: dem "Gemeinen einen hohen Sinn" verleiht, "dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein". Darius' von Sehnsucht geprägtes Naturverhältnis zeigt die anhaltende Relevanz des mittlerweile 200 Jahre alten Ideenreservoirs. Dabei gelingt es ihm, den "Klang im Augenblick" zu finden, "das Summen des Ganzen". "Es ist ein bewunderndes, oft auch verwundertes Entdecken, das Darius mit seiner Kamera aufzeichnet. Ohne das Gesehene Einzufangen oder aus dem Ganzen herauszupflücken, genügt ihm die Berührung. So wachsen seine Geschichten als blühende Momente im Hier und Jetzt." (Peter Grosshauser)