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Kunsthalle Erfurt


Fischmarkt 7
99084 Erfurt
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geschlossen wegen Renovierung

Beuys in Thüringen

22.11.2012 - 20.01.2013
Joseph Beuys (1921-1986) war unbestritten einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Er hat nicht nur ein gewaltiges, international rezipiertes ÂŒuvre als Bildhauer, Maler, Zeichner, Grafiker und Aktionskünstler geschaffen, sondern war auch ein innovativer und nachhaltig wirkender Kunsttheoretiker, Politiker und Dichter.Wenig beachtet ist die Tatsache, dass Beuys als junger Mann etwa ein Jahr in Thüringen verbrachte und doch war diese Zeit von großer Bedeutung für sein späteres Künstlerleben, wie die geplante Ausstellung in der Erfurter Kunsthalle zeigen möchte. Vom 2. Dezember 1941 bis zum 12. Dezember 1942 war Beuys als Soldat der Luftwaffe in Erfurt-Bindersleben stationiert, wo er zum Bordfunker ausgebildet wurde. Von Erfurt aus besuchte er nachweislich Weimar und vermutlich auch Jena. Das im Mai 1942 auf ein Formularvordruckpapier der Fernschreibstelle aquarellierte Textblatt "Belvedere" und frühe Gedichte belegen eindrücklich, wie er sich in die Metamorphosenlehre Goethes hineindachte, ihn die Schriften Nietzsches tief beeindruckten und er sich zu Novalis und der Naturphilosophie der Frühromantik hingezogen fühlte. Das Belvedere-Blatt ist als erster Entwurf einer "Theorie des künstlerischen Schaffens" anzusehen, wie Franz-Joachim Verspohl es formulierte, der "das Jahr 1942 als Zäsur des Lebenslaufes" von Beuys gewichtete. Nur wenige Monate nach seiner Zeit in Thüringen schrieb Beuys an seine Eltern: "Ich habe mich entschlossen, nach dem Kriege den Bildhauerberuf zu erlernen!" Diese Entscheidung wird in den 1950er Jahren einer Überprüfung unterzogen, als Beuys eine schwere Lebenskrise durchlebt, in der auch die Kriegserfahrungen nachwirken. Durch Überwindung der Krise erfindet Beuys sich schließlich neu als der Mensch und Künstler, welcher internationale Berühmtheit erlangen sollte. Die Hintergründe dieser Entwicklung legen die Kuratoren Christine Demele (für das frühe Beuys-Werk) und Wolfgang Leißling (für die lokalhistorischen Umstände der Stationierung in Erfurt) offen und spüren dabei der künstlerischen Selbstfindung von Beuys nach, die sich in einem ersten Schritt in den 1940er Jahren und in einem zweiten Schritt in den 1950er Jahren vollzog, bis er Anfang der 1960er Jahre schließlich als der Künstler in Erscheinung trat, als der er uns heute vor Augen steht. In diesem Zusammenhang verweist die Ausstellung auf die weitreichenden Wirkungen der frühen Beschäftigung mit den Ideen der Weimarer Klassik und Jenaer Frühromantik im Gesamtwerk von Beuys. Denn auch nach seiner Zeit in Thüringen hält Beuys daran fest; sie werden zur Grundlage für die Ausprägung seines eigenen Kunstbegriffs.

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