16.03.2008 - 20.04.2008
Neun Fotografinnen und Fotografen verbanden sich im Jahr 2005 für eine Ausstellungsreihe, der sie die aufreizende wie programmatische Behauptung „Absage an die Wirklichkeit“ voranstellten. Glücklicherweise blieben die Steinert-Schüler Knut Wolfgang Maron und Michael Strauss ebenso wie ihre Schüler Katrin Amft, Marc Grümmert, Tim Kellner, Thanh Long, Janet Riedel, Heidi Schneekloth und Janet Zeugner der Wirklichkeit verbunden – der Wirklichkeit ihrer Bilder und ihres Wirkens als Künstler in unserer Zeit. Welche Wirklichkeit gedachten sie denn dann zu suspendieren? Gemeint war und ist ein speziell für die Fotografie immer wieder reklamierter Wirklichkeitsbezug, der trotz hinlänglicher Beweise der Manipulierbarkeit fotografischer Bilder darauf besteht, in und mittels dieser Bilder Wirklichkeit(en) zu zeigen und damit auch zu bezeugen. Der dokumentarische Aspekt, der in privaten Urlaubsfotos ebenso erwünscht ist wie in der journalistischen Fotoreportage, in der kriminalistischen Spurensicherung und in der wissenschaftlichen Fotografie, wirkte lange Zeit dominant und einengend auf die Bereitschaft, das fotografische Bildmedium als gleichberechtigt neben der Malerei und anderen tradierten Kunstformen anzuerkennen. Gegen die weit verbreiteten Vorurteile, Fotografie auf einen gleichsam objektiven Wirklichkeitsbezug festzulegen, haben die kunstfotografische Bewegung an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die Avantgarden des Neuen Sehens, Otto Steinerts Postulat und Vorbild einer Subjektiven Fotografie, die Gemälde-Formate der Becher-Schüler und die Fotokunst der neuen digitalen Bildbearbeitungsmöglichkeiten jeweils gewichtige Argumente ins Feld geführt. Auch die hier agierende Gruppe betont ausdrücklich den metaphorischen, lyrischen, narrativen und subjektiven Charakter der fotografischen Arbeit. Welterkundung erweist sich in dieser Perspektive immer schon als eine Facette der Selbsterkundung.