28.07.2007 - 30.09.2007
wie es ist präsentiert vier monografische Räume, die Werke aus den 1980er Jahren bis zur Gegenwart zeigen. Mit Holger Bunk (*1954), Milan Kunc (*1944), Silke Leverkühne (*1953) und Andreas Schulze (*1955) rücken vier Maler ins Blickfeld, die in den 1970er und frühen 1980er Jahren an der Düsseldorfer Kunstakademie studieren. In einer Zeit des künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Umbruchs - Punk, New Wave, Öko-, Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung - und auf dem Höhepunkt eines Booms der „Jungen Wilden” entwickeln Bunk, Kunc, Leverkühne und Schulze unabhängig voneinander eigenwillige Positionen einer gegenständlichen Malerei. Anders als damals verbreitet, stellen sie nicht die schnelle, expressive Geste, sondern konzeptuelle und kunsthistorische Bezüge in den Vordergrund ihrer Arbeiten. Wie sie seitdem Bildthemen und -inhalte kontinuierlich fortentwickeln, macht die in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Susanne Rennert entstandene Ausstellung anhand ausgewählter Bilder verschiedener Produktionsphasen sichtbar.
Milan Kunc hält dem Betrachter provokant Bildkonzepte entgegen, die in ihrer politischen und gesellschaftlichen Vision heute längst Realität sind. Seine in virtuoser, altmeisterlicher Manier ausgeführten, unbekümmert Stil und Ausdrucksform wechselnden Bilder widmen sich den großen Themen der Kunst und des menschlichen Daseins: Eros und Arkadien, Krieg und Katastrophe, Kapitalismus, Kommunismus und Zeitgeist werden hier ironisch in Szene gesetzt und kommentiert. Anders als Kunc' dramatisch inszenierte Werke wirken die Bilder von Silke Leverkühne unspektakulär und distanziert. Ihnen gelingt es, Menschen und Dinge dort in ihrer Aura festzuhalten, wo sie normalerweise übersehen werden - im Alltäglichen. Leverkühnes präzise Beobachtungen des un-mittelbaren Umfelds stellen zugleich Reflexionen über die Bedingungen ihres Mediums dar, machen Malprozess und -technik (Eitempera auf grobmaschiger Jute oder Leinwand) zum Thema einer Malerei über Malerei, die wie bei Bunk, Kunc und Schulze die Kunstgeschichte souverän verinnerlicht. Auch Holger Bunk stellt die Verortung des Individuums in seinem persönlichen und gesellschaftlichen Umraum ins Zentrum seiner Arbeit. In Bildern, die Bunks fortdauernde Suche nach dem „Wo bin ich?” (Bunk) variantenreich umkreisen, platziert er sein Alter Ego in vieldeutigen Räumen, die stets zugleich reale Architektur wie auch einen komplexen psychologischen Innenraum darstellen können. Während seine Protagonisten meist wie auf einer Bühne agieren, bleiben bei Andreas Schulze die Bildräume - geschlossene Räume, Raumecken oder -ausschnitte, die den bildnerischen Prozess in den realen Raum zu erweitern scheinen - menschenleer. Dabei erfährt sein Bildinventar, das er häufig aus dem Kontext von Wohnen, Design und der Kunst der Moderne rekrutiert, eine verblüffende Transformation. Die großformatigen, stets zweiteilig und im standardisierten Format angelegten Tableaus lassen Bekanntes und Gewohntes fremd erscheinen - ganz so, als würde Andreas Schulze die Welt durch eine Distanz schaffende Spezialbrille sehen.