03.12.2011 - 04.04.2012
Egon Schiele ist einer der populärsten Künstler der Moderne, der so stark wie kaum ein anderer für die Verschmelzung von Biographie und Werk steht. Sein früher, tragischer Tod, die turbulente Beziehung zu seinem Modell Wally und die sogenannte "Neulengbach Affäre", als der Künstler 1912 wegen der vermeintlichen Verführung einer Minderjährigen zu einer 24-tägigen Haftstrafe verurteilt wurde, förderten ein anhaltendes öffentliches Interesse an Schieles Privatleben. Seine bekanntesten Arbeiten wurden deshalb vielfach herangezogen, um diesen engen Fokus auf das Biographische zu bestätigen: Aktdarstellungen junger Frauen in expliziten Posen und pathologisch wirkende Selbststilisierungen.
Die Ausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses eröffnet einen neuen Zugang zum Werk des expressionistischen Malers, indem erstmals Schieles Ideenwelt in den Vordergrund gerückt wird. Dank einer umfassenden Auswahl von Aquarellen und Zeichnungen aus dem Bestand der Wiener Albertina - die weltweit bedeutendste Sammlung von Schieles Werken auf Papier - können alle fundamentale Themen seiner Kunst aufgezeigt werden. Diese verdeutlichen Schieles eigenständige Position zu wichtigen Diskussionen seiner Zeit, wobei die Auseinandersetzung mit der sogenannte "Subjektkrise" um 1900 eine herausragende Rolle einnimmt.