27.01.2008 - 09.03.2008
Micol Assaël, Robert Barry, Martin Boyce, Ulla von Brandenburg, Thomas Demand, Hans-Peter Feldmann, Ceal Floyer, Douglas Gordon, Sven Johne, Annette Kelm, Horst Müller, Thomas Rentmeister, Albrecht Schäfer, Andreas Slominski, Clemens von Wedemeyer.
Über den japanischen Künstler Hokusai geht die Legende, dass er ein in Auftrag gegebenes Bild eines Hahns jahrelang nicht aushändigte. Als nach langer Zeit und vielen Mahnungen der erboste Mäzen im Atelier des Künstlers erschien, zeichnete Hokusai in dessen Anwesenheit in nur wenigen Sekunden das lang ersehnte Bild. Der Mäzen war erzürnt über die Flüchtigkeit der Ausführung und forderte den Künstler zur Rechenschaft. Ohne Worte führte Hokusai ihn in einen weiteren Raum, der angefüllt von Büchern, Modellen, Notizen und Zeichnungen war. Das flüchtige Werk war in Wahrheit die Frucht jahrelanger mühsamer Arbeit.
... 5 minutes later, ... in 5 Minuten ist sowohl Phrase für eine nur kurze Verzögerung, als auch ein Synonym für 'gleich'. Die Ausstellung ... 5 minutes later knüpft an den seit dem 13. Jahrhundert in der Kunstgeschichte währenden Streit zwischen disegno und pittura an (Leon Battista Alberti). Was ist bedeutender: die genuine Skizze oder das ausformulierte Meisterwerk? Als Ausstellung stellt sie die Unmittelbarkeit, ebenso wie Fragen über Inspiration und den Prozess des Schaffens in den Vordergrund und bietet einen Rahmen, in dessen Mittelpunkt eine Handlungsaufforderung steht. 15 internationale KünstlerInnen haben für diese Ausstellung neue Arbeiten produziert, die jeweils in nur 5 Minuten geschaffen wurden. Einige Werke sind ganz spontan in nur 5 Minuten entstanden oder die letztlich 5 minütige Aktion ist das Ergebnis mehrwöchiger oder monatelanger Überlegungen. Die Grenzen zwischen Konzept und Präsenz werden durch die unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen in ... 5 minutes later diskutiert und aufgelöst. Der schnelle Entwurf schlägt hierbei die Brücke zum Betrachter: Skizzenhaftigkeit ist der performative Angelpunkt der zeitgenössischen Ästhetik, an dem sich Produktions- und Rezeptionsästhetik berühren. Die eingeladenen KünstlerInnen werden diese Unmittelbarkeit des Gestus für den Betrachter erfahrbar machen, indem sie die Unnahbarkeit eines vollendeten Werkes zugunsten einer spontanen Geste aufgeben. Aufgrund der Handlungsaufforderung fokussiert sich die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Entstehung des Kunstwerkes. Dabei ist die Beobachtung des Entstehungsprozesses durchaus eine Möglichkeit, zu verstehen, was Kunst überhaupt ist und sein kann. Unser Wissen über diesen Akt beeinflusst maßgeblich unser Verständnis von Kunst und ihrem Stellenwert.
Die begleitende Publikation greift die inhaltlichen Aspekte - Idee, Entwurf und Skizze - von ... 5 minutes later auf. Geplant ist ein Konvolut von 15 kleinformatigen Notiz- bzw. Skizzenbüchern, jedes einem Künstler und seiner Arbeit zugeordnet. Alle Bände sind Blankobücher. Die Einbände werden jeweils von den teilnehmenden KünstlerInnen entworfen.