Es klingt märchenhaft: Eine der Förderung junger Künstlerinnen und Künstlern verpflichtete Stiftung aus der Schweiz reist seit 1983 durch Europa und wählt in jedem Jahr eine Preisträgerin oder einen Preisträger aus für ein Stipendium in der atemberaubenden Höhe von 40.000 Euro. Auflagen sind an die Vergabe nicht geknüpft, ganz im Sinne des Namensgebers der Stiftung, des Künstlers Friedrich Vordemberg-Gildewart, VG genannt, (* 1899 in Osnabrück, † 1962 in Ulm).
VG, der Vielfältige, zählt zu den Pionieren konkreter Kunst und war der erste deutsche Konstruktivist. Seit 1925 gehörte er der niederländischen Künstlergruppe De Stijl an und verbrachte sein Exil während des Nationalsozialismus in den Niederlanden. 1954 kehrte VG nach Deutschland zurück, von Max Bill an die Hochschule für Gestaltung in Ulm berufen. Er nahm teil an den Biennalen in Venedig (1952) und São Paolo (1953), an der ersten und zweiten documenta in Kassel 1955 und 1959. An der Seite dieser kraftvollen Künstlerpersönlichkeit stand seit Hannoveraner Tagen seine Ehefrau Ilse Leda (* 1906 in Osnabrück, † 1981 in Rapperswil).
Wie VG war Leda ein Kind der Avantgarde. Sie war Tänzerin aus dem Umfeld von Ivonne Georgi, aus jüdischer Familie, und hielt das Paar ab 1937 in Amsterdam mit einfachen Arbeiten über Wasser. Nach VGs Tod zog sie in die Schweiz und pflegte und verwaltete den Nachlass ihres Mannes. Da sie am Anfang ihrer Ehe mit ihm erfahren hatte, was es bedeutete, ein junger, fast mittelloser Künstler zu sein, fasste sie den Entschluss eine Stiftung zu gründen, die junge Künstlerinnen und Künstler unterstützen sollte. Sie setzte eine hohe Summe fest: Ein junger Mensch sollte wenigstens eine Zeit lang sorgenfrei leben können. Sie verfügte, dass das Stipendium in unterschiedlichen Ländern vergeben werden sollte.
2014 bat der Vorstand der Stiftung KIT – Kunst im Tunnel die Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber, die unter 35 Jahre alt sein sollen, vorzunehmen. Gemeinsam mit vier Professorinnen und Professoren der Kunstakademie Düsseldorf und der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln wurden 15 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt ihre Werke zu präsentieren.