Im Rahmen des Ausstellungsformats „Starting from Hystyria“ im Raum D im Untergeschoss des Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien werden seit nunmehr Ende 2013 unterschiedliche und vielfältige Positionen zeitgenössischer Kunstproduktionen erweiterter steirischer Provenienz gezeigt. Die stets mit der Produktion eines Fanzines verbundene Serie wird nun 2015 mit „kill your darlings“ fortgesetzt, einer Präsentation aktueller fotografischer Arbeiten der Künstlerin Zita Oberwalder (geboren 1958 in Leisach, lebt in Graz).
Die gebürtige Osttirolerin erhielt 2014 den „Outstanding Artist Award“ des Bundeskanzleramts für ihre fotografische Arbeit, der sie sich zumeist analog und in schwarz-weißen Werkgruppen seit Mitte der 1980er-Jahre widmet. Bei ihren aktuellen Reiseaufnahmen handelt es sich meist um Foto-Aufnahmen von Plätzen, Orten, Stellen und Bühnensituationen in Natur und urbanem Raum in den unterschiedlichsten Ländern, deren Entstehung und Verbreitung der Anthropologe Marc Augé in seinem Buch „Nicht-Orte“ der Globalisierung zuschreibt und als Beispiele solcher Flughäfen, U-Bahnen, Flüchtlingslager, Supermärkte oder Hotelketten anführt. Diese sind für Augé keine „anthropologischen Orte“, sondern „Orte des Ortlosen“ und dadurch das Gegenteil von „Erinnerungsorten“. Die Künstlerin fügt in ihrem dokumentaristischen Projekt und der Dokumentation dieser auf unzähligen Reisen durchquerten Orte einerseits bestätigende Motive der Augé’schen Argumentation hinzu, erlebt aber durch ihre fotografische Tätigkeit auch künstlerische Momente sozialer Beziehung, die laut Augé und seiner These an ihnen nicht möglich sind. So wirken in Oberwalders Aufnahmen immer mehrere Ebenen mit: Nicht nur die Erscheinungen der Orte im Hinblick auf die Wirkung auf die Bildautorin, Ahnungen der individuellen Erfahrung hinsichtlich der Wahl des Motivs, auch die Selbstreflexion des fotografischen Aktes, jenes einer distanzierten Datenspeicherung lassen sich von Oberwalders faszinierenden Bildern ablesen. Sie entstehen aus sensiblen Blickwinkeln im Wissen um ihre Zusammensetzung vieler, kaum wahrnehmbarer Details, die eine Vertrautheit mit dem fotografisch festzuhaltenden Ort voraussetzt. Auf diese Art generiert die Betrachtung der Fotografien Oberwalders neue Denkräume und andere Perspektiven.