05.03.2010 - 01.04.2010
Teilnehmende KünstlerInnen:
Nicole Ahland
Jens Andres
Hans-Bernhard Becker
Andrea Esswein
Nicole Fehling
Kirsten Herold
Karin Hoerler
Die Künstlerinnen und Künstler aus dem Kunsthaus Wiesbaden lassen sich bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Arbeiten auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Einheit trotz Vielfalt.
Nicole Ahlands fotografisches Werk stellt einen Gegenentwurf zu einer dokumentarischen und realitätsvermittelnden Fotografie dar. Im Mittelpunkt Ahlands großformatiger Fotografien stehen das Licht und der Raum. Pastelltöne, Grau, Blau, Rosa, Weiß in feinsten Abstufungen, dominieren die Palette der überaus malerisch wirkenden Fotografien, deren lautlose Stille und irritierende Leere gleichwohl mit Händen greifbar scheint. In den Ansichten, die beinahe zur abstrakten Flächigkeit tendieren, spielt das Licht als immaterielle Größe eine Hauptrolle, das sich in den gezeigten Räumen manifestiert und diese dadurch eigentlich erst erschafft.
Jens Andres' Arbeiten, die bereits in vielen Kunstvereinen und Galerien ausgestellt wurden, fordern den Betrachter. Es ist eine inhaltsbetonte und konzeptuelle Malerei. Auf seine ironisch-tiefsinnige Art hinterfragt er vermeintlich selbstverständliche Situationen des Alltags genau wie die großen existenziellen Themen und zeigt ihre Ungereimtheiten und absurden Seiten auf. So hieß seine letztjährige Ausstellungsreihe „Archiv für nicht gestellte Fragen“. Durch das Herauslösen verschiedenster Dinge und Lebewesen aus ihrem normalen Kontext und der Kombination mit völlig anderen Objekten verrätselt er seine Arbeiten und versteckt philosophische Botschaften. So kann es schon mal passieren, dass ein Vogel dem Betrachter ein „Zeit ist ein Scheißprinzip!“ entgegenschleudert.
Eine Vielzahl disparater Gestaltungsmöglichkeiten wird zu einer Crossover-Malerei zusammengefügt. So sitzt realistische Figuration neben Comicwesen, gestische Pinselhiebe korrespondieren mit grafischen Ornamenten und piktogrammartigen Elementen.
Im programmatischen Wechsel von Materialien und Medien benutzt Hans-Bernhard Becker die Malerei als konzeptuelles Instrument zur Untersuchung der Malerei selbst. Von verschiedenen Positionen und Perspektiven aus untersucht er anhand fiktiver Künstlerpersönlichkeiten - die auf die Frage nach der sogenannten künstlerischen Handschrift ironisch Stellung nehmen - die Möglichkeiten malerischer Ausdrucksformen.
Die Künstlerin Andrea Esswein arbeitet im Bereich der Fotografie und Kopigraphie. Thematisch entspringen ihre Arbeiten der Auseinandersetzung mit inneren Befindlichkeiten und Zuständen, die Sujets haben immer mit ihrer unmittelbaren Umgebung zu tun. Ihre Bilder waren schon in Kunstvereinen und Museen wie z. B. dem Kunstverein Ludwigshafen, der Kunsthalle Wien, dem Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, der Pfalzgalerie Kaiserslautern und der C/O Galerie Berlin zu sehen. Darüber hinaus war Esswein bereits in vielen jurierten Ausstellungen, z. B. den Internationalen Fototagen Mannheim und den Darmstädter Tagen der Fotografie, vertreten.
Bei ihren Kopigraphien fertigt Andrea Esswein Abdrücke von Gegenständen oder Körpern, die direkt auf ein Kopiergerät gelegt werden. Und komponiert aus den Fragmenten neue Bilder. Die Kopigraphien sind in verschiedenen Sammlungen vertreten, u.a. in der grafischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart und der SK-Stiftung Köln.
Auf den ersten Blick sind ihre Papierobjekte streng formal gereihte Kästchen, die – mal geöffnet, mal geschlossen – mit Licht, Schatten und Räumlichkeit spielen. Sie wirken wie kleine Würfel, die aus einem schweren Material zu sein scheinen. Es wird der Eindruck einer Massivität vermittelt, die sie auf den zweiten Blick nicht halten können. Die geöffneten Kästchen steuern den Blick auf das Material. Kisten, die den Betrachter zur Reflektion einladen. Symbolisieren sie in ihren Reihungen nicht die Produktverpackungen unserer Warenwelt? Zeigen Sie nicht, dass heute die Verpackung und nicht mehr ihr Inhalt die Hauptrolle spielt? Spätestens jetzt wird deutlich: Nicole Fehling begnügt sich nicht mit einer rein formalen Leseart ihrer Arbeiten. Sie hinterfragt sich als Künstlerin. Wenn Kunst Verpackung und Verpackung Kunst ist, wird die Funktion von Kunst spürbar. Man erkennt: Auch Kunst ist in heutigen Tagen ein Produkt, das auf dem entsprechenden Markt platziert werden will. Wie das eine oder andere Papierobjekt einen Blick in das Innere erlaubt und damit eine weitere Interpretationsebene eröffnet, so erschließt uns Nicole Fehling auch ihren ganz persönlichen Schaffensprozess. Wie viel ihr dieser Herstellungsprozess bedeutet, zeigen Zeichnungen, Videos und Künstlerbücher, die vor und während der Arbeit entstehen. Und auch hier beweist Nicole Fehling einmal mehr: Ihre Arbeiten sind nicht isoliert zu betrachten. Indem die Dokumentation der Entstehungsgeschichte selbst ein Bestandteil der Ausstellung wird, erlaubt sie einen weiteren spannenden Blick – hinter die Verpackung.
Im Focus meiner künstlerischen Arbeit als Bildhauerin steht der Mensch. Es ist der "kurze Moment", die "leise Bewegung", die mich interessieren. Was kaum noch sichtbar - und schon zu erahnen ist, – dieses zeitlos und isoliert auf die Bühne zu stellen, ist mein Anliegen. Dazu nutze ich in der Regel die realistische Darstellung mit einer geschlossenen Oberfläche. In der Umsetzung suche ich nach einem allgemein gültigen Vokabular, nach einer Sprache, die unabhängig von Zeit und der ursprünglichen Situ- ation verstanden wird. Ganz typisch für meine Arbeitsweise ist das Arbeiten in Serien. Diese Art und Weise des Arbeitens macht es mir möglich, künstlerische Aussagen zu konkretisieren und auch zu vervollständigen. Oftmals entwickeln sich diese Serien über Jahre hinweg und sind so wichtiger Bestandteil meiner – nicht nur künstlerischen – Biographie.
Grundlage der Arbeiten Hoerlers bilden seit einigen Jahren private Fotos und Filme, meist biografischen Ursprungs. In ihren neuesten Arbeiten, großformatiger Pastell-Zeichnung setzt sie sich mit den Erinnerungen ihrer Eltern an die Nazizeit auseinander. Im Gegensatz dazu stehen autobiografische Tuschzeichnungen, deren Ausgangspunkt Fotos aus Karin Hoerlers Kindheit und Jugend in den 50er und 60er Jahren bilden. Durch die Unbestimmtheit und Offenheit dieser Zeichnungen bleibt es dem Betrachter überlassen darin eine eigene Geschichte zu erkennen.