»Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.« So beginnt Gaudium et Spes, das abschließende Dokument »über die Kirche in der Welt von heute«, mit dem 1965 – vor fünfzig Jahren – das für den Reformprozess in der Katholischen Kirche bis heute so wichtige Zweite Vatikanische Konzil zu Ende ging. In einer Zeit zahlreicher politischer Krisen und militärisch ausgetragener Konflikte, zunehmend verbunden mit religiöser Intoleranz und einer nie dagewesenen Zahl von Flüchtlingen, erscheint diese Botschaft aktueller denn je. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, uns mit »Freude und Hoffnung« zu beschäftigen, bzw. damit, wie sie in Kunst und Kultur sichtbar werden. Kunst ist Form gewordenes Spiel mit Inhalten. Sie verwandelt ihr zugängliches Material – Sprache, Materie, Farbe, Klang, Bewegung – nach ihr eigenen, oft intuitiven Gesetzmäßigkeiten. Kunst erlaubt sich das Undenkbare, denn »ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt« (Hölderlin). Wir suchen nach zeitgemäßen Bildern der Freude und reagieren damit auch auf eine weitgehend einseitige Aktualisierung christlicher Inhalte mit den großen Themen der Passion, wie sie in der Kunst seit der Klassischen Moderne und bis heute stattfindet. Wir suchen nach Gegenbildern des Schmerzes: Aufbruch, Gegenwart, Glück, Kreativität, Schöpfung, Spiel, Utopie, Vitalität, aber auch Heiterkeit, Humor und Witz sind einige der uns leitenden Stichworte. | Theologisch betrachtet ist Freude eine an die Freiheit gebundene mögliche Gotteserfahrung, die in der gemeinsamen Feier der Eucharistie ihren zentralen Ausdruck findet. Die Ausstellung möchte der im christlichen Glauben verankerten Freude an der Gegenwart und der Hoffnung auf die Zukunft einen alle Sinne ansprechenden Ausdruck geben. Als Auftakt eines bundesweiten Ausstellungsprojektes der Deutschen Bischofskonferenz ist Kolumba damit mehr denn je ein Ort der poetischen Zwischenräume, der spielerisch-kreativen Auseinandersetzung und einer nachdenklichen Heiterkeit. Wir fragen nach dem Stellenwert der ästhetischen Bildung, des zweckfreien Spiels und nach der Anerkennung künstlerischer Arbeit in einer durch Ökonomie und Effizienz weitgehend dominierten Gesellschaft. Der Titel playing by heart – die englische Bezeichnung für »auswendig spielen« – bezieht sich auf die Glückserfahrung, die die Aneignung eines Werkes erbringen kann. Sie ist uns gleichzeitig Metapher für ein ganzheitliches, kreatives und fürsorgliches Verhältnis zur Welt, zu sich selbst und zum Nächsten. »Der Mensch spielt nur, wo er in der vollen Bedeutung Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt« (Schiller). Nicht zuletzt ist »playing by heart« eine Ausstellung über die Liebe.