1884 hisste die kaiserliche Marine die deutsche Flagge auf einer Reihe von Inseln in Melanesien, Mikronesien und Polynesien. Dort sollten Handelsniederlassungen geschützt und der Großmachtstatus des Deutschen Reichs markiert werden.
Im selben Jahr gründeten Marine0ffiziere und Universitätsprofessoren in Kiel ein Völkerkundemuseum. Im Bewusstsein der neuen Rolle der Stadt als Reichskriegshafen, als bedeutender Marine- und Werftstandort, maß man sich darin mit Hamburg oder Berlin. Rasch kam eine Sammlung von teils wissenschaftlich herausragenden, oft wunderschönen Masken, Schmuck- und Kleidungsstücken oder Waffen zusammen. In den letzten Jahrzehnten war sie im Zoologischen Museum zu sehen. Die Sammlung ist jetzt in den Bestand des Stadt- und Schifffahrtsmuseums übergegangen. Hier soll sie unter einer kolonial- und marinegeschichtlichen Fragestellung erforscht werden. Überwiegend Marineangehörige, vom Heizer über den Schiffsarzt bis zum Kapitän, waren es nämlich, die etwa auf den samoanischen Inseln Andenken oder Sammlungstücke erwarben.
Die Ausstellung führt in die Geschichte der „deutschen Südsee“ ein und fragt nach der Rolle der Marine, die dort bis 1914 aktiv, aber nie stationiert war. Sie erzählt Geschichten von friedlichen und feindlichen Begegnungen und formuliert viele offene Fragen, die von den Sammlungsstücken ausgehen. Etwa: Warum und wie kamen sie nach Kiel? Wer erwarb sie unter welchen Bedingungen? Die Ausstellung bringt dafür erstmalig die Marine- und Südseesouvenirs der stadtgeschichtlichen Sammlung mit den ethnologischen Sammlungsstücken aus den „Schutzgebieten“ in der Südsee zusammen.