Die 68. Sonderaustellung des Keramik-Museums Berlin ist dem bedeutenden schlesischen Töpfermeister Walter Rhaue gewidmet. Mit über 80 Exponaten zeigen wir einen Querschnitt aus dem fast vier Jahrzehnte währenden Schaffen des Künstlers. Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit Matthias Wehnert vom Walter-Rhaue-Archiv in Görlitz, aus dem auch die meisten Leihgaben stammen.
Walter Rhaue (1885 – 1959) absolvierte eine Malerlehre in Breslau, studierte an der dortigen Königlichen Kunst- und Kunst-gewerbeschule (später Akademie) bei Prof. H. Roßmann und war anschließend als Kirchen-restaurator tätig. Nach einer sechsmonatigen Töpferausbildung bei Meister Jürgel in Nieder Bielau gründete er 1920 seine „Oberlausitzer Kunsttöpferei Walter Rhaue KG“ in Rauschwalde bei Görlitz, anschließend betrieb er seine Töpferei von 1927/28 – 1959 in Groß-Biesnitz über Görlitz.
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre und bis 1932 exportierte Rhaue fröhlich bunte Fabeltier-Leuchter, Lampenfüße und andere für diese Zeit moderne Fayenceobjekte in die USA. Speziell für das renommierte Einrichtungshaus Pitt Petri in Buffalo, das mit hochwertigem, internationalem Kunstgewerbe handelte, markierte er seine Produkte zusätzlich mit deren Schriftzug und Firmenzeichen.
Neben einigen Mitarbeitern, die ihn z.T. jahrzehntelang begleiteten, bildete Rhaue auch Lehrlinge aus - als einer seiner bedeutendsten ist Rolf Weber (1907-1985) zu nennen, der von 1922 bis 1925 seine Töpferlehre bei ihm absolvierte. Auch die bekannten Keramikerinnen Hildegard Storr-Britz (1915-1982) und Nanette Lehmann (1920-1999) arbeiteten in Rhaues Töpferei in Biesnitz.
Die Walter Rhaue Sammlung & Archiv forscht seit Jahren über Leben und Wirken des Malers und Keramikers. Sie betreut eine weltweit einzigartige zusammenhängende Sammlung von Keramiken und Dokumenten des Künstlers, welche alle Facetten der Firmengeschichte lückenlos aufzeigt. Ziel ist eine erweiterte Biographie Rhaues mit Erfassung des Lebenswerkes und ein Werksverzeichnis.