23.10.2009 - 07.01.2010
Eine Ausstellung u.a. mit Werken von Walter Becker, Albert Birkle, Hans Jürgen Kallmann, Josefine Mühlen-Schmid, Ernst Stadelmann und Alfred Wais
In den letzten Jahren rückte das Schaffen der Künstler des expressiven
Realismus immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Auch das
Kallmann-Museum befasst sich zum wiederholten Male mit dieser
Künstlergeneration, der auch Hans Jürgen Kallmann angehört, der Stifter
des Museums.
Unter dem Einfluss der Expressionisten entwickelte sich in der ihnen
nachfolgenden Generation der um 1900 geborenen Künstler eine eigene
Kunstströmung, die die realistische Malerei und die Errungenschaften der
Moderne zu einer eigenen individuellen Bildsprache verband; der Kunsthistoriker Rainer Zimmermann prägte dafür den Begriff
„Expressiver Realismus“. Viele Künstler dieser Generation waren im
Nationalsozialismus verfemt, viele wurden durch jahrelangen Kriegsdienst
am kontinuierlichen Schaffen gehindert. Oft wurde ein großer Teil ihrer
Werke durch Bombenangriffe und Kriegswirren vernichtet.
Nur wenige aus dieser Generation waren bereits vor 1933 so bekannt, dass
sie trotz dieser Zäsur in ihrem Leben ihre internationale Bedeutung
bewahren konnten. Die meisten dieser Künstler, die nach 1945 nicht den
Weg in die Abstrakte Malerei gingen, gerieten ab 1950 ins künstlerische
Abseits, der Kunstbetrieb wandte sich der Weltsprache der gegenstandslosen
Kunst zu. Dennoch gewannen einige dieser Künstler regionale
Anerkennung und fanden engagierte Sammler und Förderer.
So machte sich zum Beispiel Albert Birkle einen Namen mit der Gestaltung
von Kirchenfenstern, Hans Jürgen Kallmann wurde als Bildnismaler
bekannt und Erich Glette und Walter Becker erhielten Professuren an
Kunstakademien. Trotzdem wurden auch die erfolgreichen Künstler des
expressiven Realismus als unangepasste Individualisten wahrgenommen
und nicht als Teil einer breiten Kunstströmung.
Im Schaffen dieser Künstler nimmt das Bild des Menschen eine bedeutende
Rolle ein. Menschen in der Stadt und in der Natur, bei der Arbeit und im
Gespräch, Akte, Porträts und Gruppenbilder zeigen, dass neben formalen
oder kunsttheoretischen Problemen nach wie vor der Mensch dazu anregte,
eindrucksvolle Kunstwerke zu schaffen.
Das Kallmann-Museum zeigt zu diesem Thema Malerei und Zeichnungen
von circa zwanzig Künstlern des Expressiven Realismus. Die Arbeiten stammen aus der Sammlung Joseph Hierling und aus dem Kallmann-Museum.