14.03.2008 - 22.05.2008
Aus der Graphischen Sammlung des Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
und der Sammlung Claus von der Osten
Expressionistische Künstler wie Schmidt - Rottluff oder Pechstein entwarfen nach dem Ersten Weltkrieg Wahlaufrufe für die junge Weimarer Republik, und Käthe Kollwitz engagierte sich für Frieden und soziale Anliegen, aber im Grunde genommen sollten dies Einzelfälle bleiben. Erst als Picasso 1949/50 mit seinen Friedenstauben ein internationales Publikum erreichte, bildete dies ein Signal für zahlreiche bildende Künstler, sich ebenfalls auf Plakaten politisch zu äußern.
Vor allem zur Zeit der Studentenrevolten und des Vietnamkriegs entstanden auf beiden Seiten des Atlantiks beeindruckende Kommentare zur politischen Entwicklung. In den achtziger Jahren war es Keith Haring, der mit seinen comic-artigen Kompositionen gegen Aids und Rassismus auftrat und damit weltweit Beachtung fand. Künstlerinnen nutzten das Plakat, um feministische Positionen zu verbreiten. Seltener finden sich dagegen unmittelbare Wahlplakate – Ausnahmen bestätigen die Regel, so die Plakate für die Grünen von Beuys und Warhol.
Plakatentwürfe bildender Künstler fallen durch ihre besondere Gestaltung auf. Es geht bei ihnen nicht um schnelle Lesbarkeit und den Werbeerfolg, sondern um die individuelle künstlerische Äußerung. Dies gilt auch für ihre politischen Plakate, die sich daher sehr von üblichen Wahlplakaten oder Propagandabildern absetzen. Was ihnen an plakativer Kraft und Eindeutigkeit mitunter fehlen mag, das gewinnen sie durch eine individuelle Gestaltung und die intellektuelle Anregung, die sie bieten, allemal zurück. Auch ist der künstlerische Blick auf die Politik nicht von Mehrheitserwägungen oder taktischem Denken getrübt, so dass wir durch diese Ausstellung unterschiedliche individuelle Sichtweisen zur Geschichte der letzten fünfzig Jahre kennen lernen und mit überraschenden Themen und Aufrufen konfrontiert werden.