Rau, ruppig und politisch unbequem: Die Berliner Kunst zur Kaiserzeit besitzt Sprengkraft. Von Wilhelm II. mit dem Verdikt der ›Rinnsteinkunst‹ belegt, widmen sich Künstler der Berliner Secession um 1900 erstmals dezidiert sozialen Themen. Sie begründen eine spezifisch berlinische Tradition des sozialkritischen Realismus, die in der Kunst der Weimarer Republik ihre konsequente Fortsetzung findet.
Mit der Ausstellung BERLINER REALISMUS – VON KÄTHE KOLLWITZ BIS OTTO DIX spannt das Käthe Kollwitz Museum Köln einen zeitlichen Bogen von den 1890er bis zu den 1930er Jahren.
Im Fokus stehen dabei Künstler wie Heinrich Zille, Hans Baluschek und Käthe Kollwitz, die die prekären Lebens- und Wohnverhältnisse der Arbeiterschaft, die durch die Industrialisierung stark angewachsen ist, zum Thema ihrer Werke machen. Einen drastischen Einschnitt stellt der Erste Weltkrieg dar. Die zweite Generation von Künstlern, die in der Ausstellung gezeigt werden – darunter Otto Dix, George Grosz und Otto Nagel – ergreift nicht etwa Partei für ›den kleinen Mann‹, sondern kritisiert in ihrem Werk grundsätzlich die gesellschaftlichen Missstände der Weimarer Republik.