20.04.2012 - 15.07.2012
Michael Kerstgens ist einer der wenigen Fotografen, die den Prozess der Einwanderung russischsprachiger Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland intensiv und über einen längeren Zeitraum dokumentiert haben. Anfang 2011 konnte das Jüdische Museum Berlin eine komplette Serie mit rund 120 seiner Schwarz-Weiß-Fotografien erwerben.
Die Arbeiten beschäftigen sich mit den sozialen und religiösen Herausforderungen der jüdischen Zuwanderer in Deutschland sowie der Situation der »Alteingesessenen«. In einfühlsamen Bildern hält Kerstgens religiöse Feiern und gesellschaftliche Aktivitäten innerhalb der jüdischen Gemeinden, alltägliche Szenen in Übergangswohnheimen und private Momente einzelner Familien fest. Die Fotografien erzählen von Abschied und Neubeginn, vom Ankommen und Dableiben, von der Suche nach Zugehörigkeit und religiöser Tradition.
Eigens für die Ausstellung hat der Fotograf einige seiner Protagonisten aus den neunziger Jahren ein weiteres Mal porträtiert. Diese aktuellen Aufnahmen dokumentieren die heutige Situation der Zuwanderer und ihre oft erstaunlichen Wege.
Die Fotografien werden parallel zur Ausstellung »Berlin Transit. Jüdische Migranten aus Osteuropa in den 1920er Jahren« gezeigt. Sie erweitern den historischen Blick auf das Thema Migration um eine weitere, aktuelle Facette und spüren der Frage nach, wie sich jüdisches Leben in Deutschland mit der Zuwanderung russischsprachiger Juden in den letzten 20 Jahren gewandelt hat.