07.07.2007 - 12.10.2007
Mit der Entstehungsgeschichte der Warenhäuser verbanden sich auch neue Formen der Warenpräsentation: Die Gestaltung und Dekoration von Schaufenstern sollte über das reichhaltige Warenangebot informieren und zum Kauf verführen. Der Einkauf in den neuen Warenhäusern wurde zu einem Erlebnis und gesellschaftlichen Ereignis. Fortan waren gute Schaufensterdekorateure gefragt und die Künstler der Moderne entdeckten die Schaufensterdekoration als eigene Kunstform.
Die Kabinettausstellung im Rafael Roth Learning Center bietet Einblicke in die Schaufensterdekoration von ihren Anfängen im frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart und konzentriert sich dabei auf Fotografien aus dem KaDeWe, das auch auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Aufnahmen aus den Schaufenstern der Berliner Filialen von Hertie und Wertheim ergänzen die Dokumentation. In sechs scherenschnittartig gestalteten Vitrinen werden die jeweiligen Schaufensterdekorationen dem zeitgeschichtlichen Geschehen gegenübergestellt - vom Siegeszug der Warenhäuser um 1900 zur Entwicklung des Dekorateursberufes in den 20er Jahren, vom Boykott jüdischer Geschäfte 1933 zur Präsentation »Deutscher Waren« Mitte der 30er Jahre, vom »Schaufenster des Westens« in den 50er Jahren über die Hippie-Mode in den Sechzigern bis hin zum markenorientierten Minimalismus seit den 90er Jahren. Denn die Schaufenster wecken nicht nur Wünsche bei den Passanten und beeinflussen ihre Mode und ihr Konsumverhalten, sie sind auch Spiegel der Zeit: gesellschaftliche, ideologische oder politische Entwicklungen und Ereignisse finden sich in den Dekorationen wieder und machen die Schaufenster so zu Membranen zwischen der bunten Warenwelt im Kaufhaus und der Außenwelt.