22.04.2007 - 22.07.2007
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Karen Müller, Elisabeth Schaffer, Görge Hohlt und
Walther Stürmer.
Das Internationale Keramik-Museum in Weiden widmet sich in einer Sonderausstellung dem „Weißen Gold“ – neu gesehen und ungewöhnlich interpretiert durch vier Wegbereiter des Studioporzellans.
Porzellan ist der edelste und vielseitigste, aber auch der anspruchsvollste keramische Werkstoff mit außergewöhnlichen ästhetischen und physikalischen Eigenschaften. Porzellan erfordert nicht nur handwerkliches Können und technische Meisterschaft, sondern eine große Sensibilität und künstlerische Erfahrung.
Vier renommierte Keramikerinnen und Keramiker loten auf ganz unterschiedliche Weise das künstlerische Potential des Porzellans aus. Das Spektrum reicht von unglasierten Objekten, die das strahlende Weiß und die Transparenz, aber auch die Härte und Schärfe des Materials zeigen, bis zu den glasierten und farbigen Werken.
Über Jahrhunderte blieb die Herstellung von Porzellan eines der am besten gehüteten Geheimnisse Chinas – bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts; denn 1708 gelang es Johann Friedrich Böttger, das „weiße Gold“ selbst herzustellen. Die künstlerische Keramik und damit die Studiotöpferei entdeckten Porzellan als eigenständigen Werkstoff rund 200 Jahre später - zunächst in England und in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland. Verbesserte Öfen und neue, mit plastischen Tonen versetzte Massen ermöglichten das freiere Gestalten dieses Materials.
Für Görge Hohlt (geb. 1930), der in der Formenwelt des Steinzeugs groß geworden ist, lässt sich Porzellan nicht nur drehen oder bauen, sondern auch glasieren. Das reine Weiß des Porzellans steigert die Leuchtkraft seiner außergewöhnlichen Glasuren und verleiht den feinen Strukturen und Ziselierungen seiner Gefäße und Objekte einen ganz besonderen Charakter.
Die großen Schalen von Karen Müller (geb. 1939) mit ihren dünn ausgedrehten, manchmal fransig geklopften Rändern bestechen durch ihre strenge Form – das Material wird bis an seine Grenzen strapaziert. Die Gefäße neigen sich zu Seite und drehen sich bei der geringsten Berührung. Die unterschiedlich eingefärbten Drehmassen lassen farbige Bänder entstehen, die den zurückhaltenden Dekor der Objekte bilden.
Elisabeth Schaffer (geb. 1935) arbeitet häufig mit dünn gegossenen Porzellanplatten und eingewalzten Porzellanintarsien. Schnitte und Risse betonen die Fragilität des Bisquitporzellans. Die Kuben, Schalen und Vasen mit ihren sensibel modellierten Oberflächen beeindrucken durch ihre dezenten Helldunkel- und Farbkontraste.
Die experimentelle Auseinandersetzung mit der Transparenz des Materials Porzellan und das Sichtbarmachen seiner vielfältigen Eigenschaften kennzeichnen die Werke von Walther Stürmer (geb. 1933). Bei ihm reicht das Spektrum von der femininen Eleganz und Leichtigkeit des weißen Scherbens bis hin zur maskulinen Wucht und Härte dickwandiger massiver Gebilde.