Das neue Historisches Museum, Foto: Stadt Frankfurt HBA Robert Halbe
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Historisches Museum Frankfurt/Main

Historisches Museum Frankfurt/Main, Sammler und Stifter, Foto: HMF Petra Welzel.jpg
Historisches Museum Frankfurt/Main, Sammler und Stifter, Foto: HMF Petra Welzel.jpg
Das neue Historisches Museum, Foto: Stadt Frankfurt HBA Robert Halbe
Das neue Historisches Museum, Foto: Stadt Frankfurt HBA Robert Halbe

Fahrtor 2 (Römerberg)
60311 Frankfurt/Main
Tel.: 069 212 35 154
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr
Mi 10.00-21.00 Uhr

Dragutin Trumbetaš: Gastarbeiter in Frankfurt

03.05.2013 - 15.09.2013

„Der Gastarbeiter” ist die zentrale Figur in Drago Trumbetaš' künstlerischem Schaffen. In seinem umfangreichen zeichnerischen und literarischen Werk hat sich der kroatische Maler, Grafiker und Autor immer wieder mit der schizophrenen Situation der „Gäste, die arbeiten” auseinandergesetzt. Der gelernte Schriftsetzer Dragutin Trumbetaš kam 1966 nach Frankfurt. Er lebte lange Jahre in einer Dachwohnung im Sandweg. Von dieser ebenso exponierten wie auch isolierten Lage aus schuf er dokumentierte er in einem eigenwilligen künstlerischen Stil die Situation der Gastarbeiter in Frankfurt und liefert damit gleichzeitig auch eine kritische Sicht auf die Stadt.
„Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen.” Diese viel zitierte Feststellung des Schriftstellers Max Frisch bringt das Dilemma im Umgang mit den – damals so genannten – Gastarbeiter auf den Punkt: Sie sollten ihre Arbeit möglichst unsichtbar und geräuschlos erledigen, idealerweise jederzeit austauschbar sein und möglichst keine Spuren in der bundesrepublikanischen Gesellschaft hinterlassen. Max Frischs Diktum könnte auch paradigmatisch über dem zeichnerischen und literarischen Werk des Drago Trumbetaš stehen: Er reklamiert für sich die Position eines unbestechlichen Beobachters, der das Leben der Gastarbeiter in Frankfurt dokumentiert. Auch wenn seine Zeichnungen immer wieder das Privatleben in den Mittelpunkt rücken, so sind sie doch weit entfernt von behaglichen Milieuschilderungen. Trumbetaš macht das sichtbar, was die damalige Gesellschaft nicht sehen wollte: die oftmals unzumutbaren Lebensbedingungen in den Baracken und Mansarden oder den Familienalltag in kleinen, überteuerten Wohnungen, wo sich alle Lebensbereiche auf kleinstem Raum abspielen. Zugleich offenbart er mit seinem „fremden Blick” auch, wie sich Frankfurt den Neuankömmlingen präsentierte: eine kalte, steinerne und geschäftige Stadt, die von Straßen, Autos und Reklame dominiert wird.
Die Ausstellung umfasst ca. 30 Collagen, die aus Zeichnungen, Fotografien und Zeitungsausschnitten bestehen und Szenen aus Arbeit und Freizeit zum Thema haben. Die Collagen werden ergänzt durch Drago Trumbetaš' „Gastarbeiterbude”: Trumbetaš hat sämtliche Möbel und Gegenstände, mit denen sein ca. 12 qm großes Dachzimmer im Sandweg ausgestattet war, aufbewahrt, so dass das Zimmer originalgetreu wiederaufgestellt werden kann. Ein weiterer Teil der Ausstellung ist seinen druckgrafischen Werken gewidmet, die in den 1970er und 80er-Jahren in mehreren Editionen aufgelegt wurden.

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