Raumansicht der Ausstellung "Kunststipendien der Stadt Zürich 2019", Foto: Zoe Tempest
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Helmhaus

Foto: fbm studio
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Raumansicht der Ausstellung "Kunststipendien der Stadt Zürich 2019", Foto: Zoe Tempest
Raumansicht der Ausstellung "Kunststipendien der Stadt Zürich 2019", Foto: Zoe Tempest

Limmatquai 31
8001 Zürich
Tel.: 044 415 56 77
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-20.00 Uhr

!Mediengruppe Bitnik - Christian Waldvogel

14.02.2014 - 06.04.2014

Die eine Ausstellung setzt einen Saal unter Wasser, die andere verschafft Zutritt zu einem der bestüberwachten Räume der Welt: Das Helmhaus Zürich zeigt zwei Einzelschauen, die sich spektakulär mit unserer Lebensrealität befassen. Christian Waldvogel verteilt auf 150 Quadratmetern Nährflüssigkeit, in der sich während der Ausstellung – wie damals auf der jungen Erde – erstes Leben regt. !Mediengruppe Bitnik baut das Arbeitszimmer von Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London nach, die der Wikileaks-Gründer seit Juni 2012 nicht verlassen kann. Das Kollektiv straft Vorwürfe Lügen, dass sich die Kunst nicht mit der NSA-Affäre beschäftige.
Mit !Mediengruppe Bitnik und Christian Waldvogel zeigt das Helmhaus Zürich parallel ein Zürcher Künstlerkollektiv und einen Zürcher Künstler, die ihre Kunst aus kunstfremden Disziplinen herleiten: Christian Waldvogel (*1971) ist bekannt als Künstler, der keine Berührungsängste mit der Wissenschaft kennt. Vor allem unser Blick ins Universum und die Möglichkeit der Existenz von Planeten, die ähnlich bewohnbar sind wie die Erde, interessieren Waldvogel. Seit 2011 waltet er auch als Co-Chair des «Topical Team Arts & Science» der europäischen Weltraumagentur ESA.
Wie Waldvogel nutzen auch Carmen Weisskopf (*1976) und Domagoj Smoljo (*1979) von der !Mediengruppe Bitnik die heutigen technologischen Möglichkeiten – und üben gleichzeitig Kritik daran. Als Internet-Künstler haben sie lange mit dem utopischen und demokratischen Potenzial des Web gearbeitet, sich aber auch mit dem Thema Überwachung auseinandergesetzt.
Die beiden Ausstellungen «Delivery for Mr. Assange» und «unknown» verbindet die künstlerische Strategie: Das Verwenden – und Missbrauchen – von Technologie und der Einbezug von Erkenntnissen aus andern Fachgebieten. Noch etwas ist den beiden Ausstellungen gleich: Beide ermöglichen uns Zugang zu Lebens-Räumen. Christian Waldvogel, indem er uns in einer neuen Installation auf einen noch jungen Planeten transportiert – zum Beispiel auf die Erde vor drei Milliarden Jahren. Sie ist bedeckt von einer dünnflüssigen Ursuppe, in der während der Ausstellung algenartige Cyanobakterien wachsen und anderes Leben vorbereiten, indem sie Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln.
!Mediengruppe Bitnik hingegen behandelt einen Raum, der für eine Person das ganze Leben bedeutet: Das Arbeitszimmer von Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London. !Mediengruppe Bitnik hat Assange mehrmals in London besucht und baut im Helmhaus aus der Erinnerung – Fotografieren ist in der Botschaft verboten – seinen Lebens-Raum nach. Dieser ist zu einer Schaltzentrale von Wikileaks und zu einem weltbekannten Symbol geworden für den Einfluss, den die totale Überwachung auf unser Leben hat. !Mediengruppe Bitnik hat zudem eine selbst gebaute «Postdrohne» an Julian Assange versandt: ein mit einer Kamera bestücktes Paket, das die Reise mit der Post aufzeichnete und live zugänglich machte. Dieses altgediente Medium erwies sich in einer Zeit allgegenwärtiger Überwachung als ausgesprochen verlässliches Kommunikationsmittel.

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