Augen kann man schliessen – die Nase nicht. Die Zürcher Video- und Installations-künstlerin Elodie Pong nimmt die unsichtbare Geruchsarchitektur, die uns umgibt, zum Ausgangspunkt für ihre Einzelausstellung im Helmhaus Zürich. Die Besucher-Innen begegnen Pflanzen, die im 3-D-Drucker gewachsen sind, einem Roboter, der Parfümnamen an die Wand wirft – und einem noch nie gerochenen Duft.
Kunst zum Riechen – die gleichzeitig neue Wahrnehmungsfelder eröffnet: Die in Zürich lebende Künstlerin Elodie Pong untersucht Gerüche als essenzielle Bedeutungsträger und Metaphern für unsere flüssige Zeit. Düfte schaffen nonverbale Verbindungen zwischen Menschen, Objekten und Orten. Werden wir an der Nase herumgeführt? Leben wir in einer «Schönen Neuen Welt» des Geruchs, in Anlehnung an Aldous Huxleys dunklen Zukunft-sroman? Oder birgt das Olfaktorische vielmehr utopisches – vielleicht sogar, wie im Titel der Schau, paradiesisches – Potenzial?
In einem weiteren Saal der Schau – der ersten reinen Einzelausstellung im Helmhaus Zürich seit San Kellers «Spoken Work», 2012 – lässt Elodie Pong einen Projektor sich im Raum bewegen, und zwar ähnlich zufällig, wie das die unzähligen Geruchsmoleküle um uns herum tun. Der auf einem Roboter installierte Beamer projiziert Parfümnamen an die Wand – darunter auch «Paradise» und «Paradoxe», die durch Zufall bei der Ausstellungsvorbe-reitung auf dem Computerbildschirm nebeneinander standen und zum Ausstellungstitel wurden. Die Namen sind ein Werkzeug der milliardenschweren Parfümindustrie, etwas zu benennen, wofür wir kaum eine Sprache haben: Während wir visuelle und hörbare Reize schlüssiger verbalisieren können, stossen wir beim Geruch an Grenzen – und behelfen uns mit paradiesischen, gut vermarktbaren Placebo-Geschichten.
Mit dem bekannten Duftforscher Roman Kaiser hat Elodie Pong für die Ausstellung schliesslich gar einen neuen Geruch kreiert. Für Düfte und unsere Wahrnehmung davon gilt: Man bekommt keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen. «Elodie Pong – Paradise Paradoxe» wird über Auge und Ohr und vor allem über den Geruchssinn sehr direkt ins Gehirn der BesucherInnen eingehen – und sich dort für immer einschreiben.