Haus der Photographie - Deichtorhallen, Foto: Foto: Conny Hilker
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Haus der Photographie - Deichtorhallen - Aktuelle Kunst

Foto: Haus der Photographie - Deichtorhallen
Foto: Haus der Photographie - Deichtorhallen
Haus der Photographie - Deichtorhallen, Foto: Foto: Conny Hilker
Haus der Photographie - Deichtorhallen, Foto: Foto: Conny Hilker

Deichtorstr. 1-2
20095 Hamburg
Tel.: 040 321030
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Maria Lassing: Der Ort der Bilder

21.06.2013 - 08.09.2013

1970 noch ein Geheimtipp in der österreichischen Kunstszene, zählt Maria Lassnig (*1919, Kärnten) heute weltweit neben Frida Kahlo oder Louise Bourgeois zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Ausnahmekünstlerin war nicht nur zweimalige Documenta-Teilnehmerin (1982 und 1997), 1980 Vertreterin Österreichs auf der Biennale von Venedig, sondern erhielt am 1. Juni 2013 für ihr Lebenswerk auch den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig.
Das Werk der 93-jährigen österreichischen Malerin wird in Kooperation mit der Neuen Galerie Graz erstmalig im Norden Deutschlands in den Deichtorhallen Hamburg vom 21. Juni bis 8. September 2013 mit rund 113 Exponaten von 1945 bis 2012 sowie zwei Filmen aus den siebziger Jahren umfassend vorgestellt. Den Kern der Ausstellung, eine Kooperation mit der Neuen Galerie in Graz, Universalmuseum Joanneum, bilden noch nie gezeigte Arbeiten, die Maria Lassnig in ihrem Atelier gehütet hat. Diese Atelier-Auswahl wird in der Hamburger Ausstellung durch Leihgaben aus namhaften österreichischen Museen und Privatsammlungen wie der Albertina, dem Belvedere, der Sammlung Essl oder dem mumok ergänzt. Teile der Ausstellung wandern im Anschluss in das MoMA PS1, Long Island City/USA und in das Museum Dhondt-Dhaenens, Deurle/Belgien.
Maria Lassnig führt die Betrachter durch heterogene Zustände zwischen Abstraktion und Realismus in eine ganz persönliche, tiefgründige, aber auch humorvolle Welt der Wahrnehmung und des Empfindens. Ihr ganz besonderer malerischer Duktus und eine einzigartige Farbgebung tragen dazu bei. Das zentrale Thema Lassnigs ist die schonungslose Selbstbefragung, dem sie sich auf unterschiedliche Weise ihr ganzes Leben lang widmet. Ihre Selbstdarstellungen können vom Informel geprägt sein, zu traumatisch-surrealen Mensch-Tier-Verdichtungen werden, oder sich durch einen Film bewegen.
Man trifft auf Metamorphosen des Menschen in Maschinenformen oder auch in reine Abstraktion. So sind beispielsweise die stark erotisch aufgeladenen Bilder »Mit einem Tiger schlafen« (1975) und »Die blaue Blume der Romantik« (1961) mal realistisch gestaltet, mal komplett abstrakt. Immer bauen ihre Bilder dabei eine unmittelbare emotionale Spannung zwischen innerer und äußerer Welt auf, der man sich als Betrachter kaum entziehen kann.
Wie ein roter Faden zieht sich die Idee von »Körpergefühlsbildern« durch ihr Werk. Maria Lassnig malt nicht nur die großen Gefühle, wie Trauer, Schmerz, Freude oder Glück, sondern auch die häufig unbeachteten Empfindungen, die als Druck-, Spannungs- und Ausdehnungsgefühle entstehen. Sie werden für sie oft zur einzigen Wirklichkeit. »Ich trete gleichsam nackt vor die Leinwand, ohne Absicht, ohne Planung, ohne Modell, ohne Fotografie, und lasse es entstehen. (...) das einzig mir wirklich Reale (sind) meine Gefühle, die sich innerhalb meines Körpergehäuses abspielen«, so Maria Lassnig. Sie malt nicht aus dem Bauch heraus, sondern sehr konzentriert aus dem Kopf – dort, wo das Gefühl zum Bild wird. Unter diesem Aspekt betrachtet, ergeben sich aus ihrem Œuvre grundlegende Fragen nach dem Ort der Bilder.
Als Maria Lassnig Ende der 1940er bzw. Anfang der 1950er Jahre beginnt, erste Körperbewusstseins- Bilder zu erstellen, in denen sie für eigene Körpergefühle visuelle Entsprechungen zu finden versucht, ist sie dem künstlerischen Zeitgeist zunächst weit voraus. Als Themen der Körperkultur und »body-awareness« in den 1970er Jahren schließlich Einzug in die Kunst halten, ist Maria Lassnig nach einer über zwanzigjährigen Beschäftigung mit eigenen Körperrealitäten bereits über das Stadium der Demonstration von Körperlichkeit hinaus; sie beschäftigt nun die Synthese eigener Erfahrungshorizonte und erweitert damit die Body Art und Performance in das Medium der Malerei.

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