Haus der Photographie - Deichtorhallen, Foto: Foto: Conny Hilker
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Haus der Photographie - Deichtorhallen - Aktuelle Kunst

Foto: Haus der Photographie - Deichtorhallen
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Haus der Photographie - Deichtorhallen, Foto: Foto: Conny Hilker
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Deichtorstr. 1-2
20095 Hamburg
Tel.: 040 321030
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Gianfranco Baruchello: Retrospektive

14.06.2014 - 28.09.2014

Die Deichtorhallen Hamburg zeigen in der Sammlung Falckenberg gemeinsam mit dem ZKM / Karlsruhe die erste große Retrospektive des 89-jährigen italienischen Künstlers Gianfranco Baruchello in Deutschland. Baruchellos Arbeiten waren unter anderem auf der Biennale in Venedig 2013 und der dOCUMENTA (1977 und 2012) zu sehen, sind aber im deutschsprachigen Raum bisher wenig bekannt.
Baruchellos künstlerische Handschrift gründet auf der Spannung zwischen ausgeschnittenen Bildelementen und Wortfetzen, zwischen dreidimensionalen Objekten und der reinen Malerei, mit der er seine Werke teilweise oder auch vollständig überdeckt. Seine Bildwelten konstituieren sich in den Leerräumen zwischen handschriftlicher Zeichnung und figurativer Enzyklopädie. Seine Objekte, Assemblagen und Schaukästen sind dreidimensionale Denkanleitungen und zugleich radikale Formeln ihrer unmöglichen Inventarisierung, seine Filme skurrile Etüden, die die Narration des Mediums ad absurdum führen.
1924 in Livorno geboren, widmet sich Gianfranco Baruchello nach einem Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und einer Anstellung in der Gesellschaft zur chemisch-biologischen Erforschung und Produktion erst Ende der 50er Jahre der Kunst. Er experimentiert mit der Leinwand als Bildträger und komponierte Objekte mit recycelten gefundenen Materialien, ab 1962 entstehen Bilder auf großen Leinwände. Auf weißen Oberflächen platziert Baruchello sporadische Farbspuren, vage Formen und einzelne Linien. In diesen Jahren lernt Baruchello auch Marcel Duchamp kennen, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet. 1965 entsteht der Film »La Verifica incerta« (1965), der anlässlich der Internationalen Berliner Filmfestspiele 2012 von Harun Farocki als »wegweisende Arbeit des Montagefilms« wiederentdeckt wird.
Baruchellos Tendenz, sich mit seiner Kunst zunehmend von jeglicher unmittelbaren Interpretierbarkeit zu lösen, verstärkt sich im Laufe der sechziger Jahre, indem er seinen Gemälden mehr und mehr dreidimensionale Elemente und Collagen beifügt: Winzige Figürchen, kleine Objekte, Werkzeuge und Maschinenteile, Zeitungsausschnitte, Landkartenfetzen, Druckgrafiken. Die konsequente Weiterentwicklung mündet in den Schaukästen-Assemblagen, die Baruchello mit zusammengeklebten und aufgestellten Papierfigurinen belebt oder mit Landkartenausschnitten tapeziert. In der Landwirtschaft untersuchte er den Gebrauchs- und Tauschwert von Agrarprodukten und Kunstwerken.
Die enorme Vielfalt des Œuvres Baruchellos zeigt sich nicht zuletzt in der großen Zahl seiner Gedichte, Prosatexte, Essais und kleinen Zeichnungen. Die Geschichten und Orte seines Lebens sowie seine künstlerischen, politischen und literarischen Mythen wie die Liebe, die Freunde, die Gärten, Duchamp, Lacan finden sich in seinen minimalistischen Bildern und Objekten wieder.

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