27.05.2007 - 16.09.2007
seit 2004 arbeitet der regisseur und künstler christoph schlingensief an seinem werkkomplex "animatograph" eine raum/zeit-installation, in der theater und film, oper und aktionskunst miteinander verschmelzen. der "animatograph" wurde bisher an fünf stationen realisiert und steht immer in direktem bezug zu dem ort, an dem er entstanden ist. im frühjahr 2007 entwickelt schlingensief eine eigene version für die ehemalige "ehrenhalle" im haus der kunst dort hielt adolf hitler 1938 seine reden zur kunst- und kulturpolitik.
Bei den führungen durch seine installation setzt sich der begnadete inszenator schlingensief mit höheren kräften, geistern, göttern und helden der sagen- und kunstwelt auseinander und entwirft gleichzeitig ein überlebensgroßes porträt der alltäglichkeit.
für die ehemalige ehrenhalle im haus der kunst hat christoph schlingensief (*1960), film-, theaterregisseur und künstler, eine neue, raumgreifende installation geschaffen: "18 bilder pro sekunde". seit zwei jahren setzt sich schlingensief wieder intensiv mit dem medium film auseinander, was sich in seiner arbeit für das haus der kunst deutlich widerspiegelt. „18 loops, filmloops , zerstörbar, knatternd, riechend.. kein digitales nichts. aber ein bekenntnis zum verlorenen roten faden“ (schlingensief)
im zentrum der installation stehen zwei filmische werkkomplexe: "african twin towers", gedreht 2005 in der namib wüste, sowie kurzfilme, die während schlingensiefs regiearbeit zum "fliegenden holländer" am teatro amazonas in manaus, brasilien, entstanden.
In "african twin towers" verbindet schlingensief die nordische, europäische sagenwelt mit afrikanischem schamanentum, die musik von patti smith mit texten von elfriede jelinek und dem spiel der fassbinder-schauspielerin irm hermann der entwurf eines porträts der alltäglichkeit, eine inszenierung der deutschen gegenwart, in der schlingensief auch „helden“ der politik auftreten lässt. „drehort“ dieser „inszenierung des deutschen wahnsinns“ (der spiegel) ist der sogenannte "animatograph" eine überdimensionale, begehbare und sich drehende installation, in der theater und film, oper und aktionskunst miteinander verschmelzen.
Schlingensief ist dabei alles: regisseur, schauspieler und kameramann. Im rahmen seiner arbeit zum „fliegenden holländer“ drehte schlingensief zahlreiche kurzfilme; im zentrum der auseinandersetzung steht dabei der erlösungsgedanke das menschliche streben nach lösung und erlösung, das allerdings, so schlingensief, zwangsläufig scheitert: „die große kraft aber liegt in der unklarheit, in der gewissheit, dass es keine lösungen gibt, sondern transformationen und formveränderungen ... das ist für mich nicht fatalistisch, das ist ein ganz großes ja zum leben.“
beide filmarbeiten sind eingebettet in eine installation, die von einer überdimensionalen abendmahlszene mit mohammed beherrscht wird; als vorlage diente ein karnevalswagen aus manaus. unter der abendmahlszene lagern verschiedene kabinen, in denen die filme aus manaus und afrika rattern: das schlingensief'sche universum ein hierarchiefreies nebeneinander von bildern, themen und personen.