19.09.2008 - 02.11.2008
Ein Ensemble von Skulpturen, Videos, Installationen und Aktionen entsteht als Hommage an Cheikh Anta Diop. Mit seinen Forschungen zu den historischen Einflüssen afrikanischer Wissenschaft und Philosophie auf Europa leistete Diop in den 1950er Jahren wesentliche Beiträge zur Begründung des antikolonialen Kampfes. Indem der senegalesische Archäologe nachwies, dass Afrikaner in den vergangenen Jahrtausenden nicht Objekt, sondern Subjekt waren, trug er zu einer Änderung der Perspektive bei, zu einer afrozentrischen Sicht der Geschichtsschreibung. Sowohl Form wie Inhalt der Ausstellung „Der Hof” nimmt Bezug auf Schwarze Geschichte. So ist die Anonymität der Künstler ein wesentliches Element dieser Kunstaktion, die eine direkte Beziehung zum Publikum sucht: Die Künstler bleiben anonym, so wie es Tradition in der großen afrikanischen Kunst ist – und so anonym wie die Millionen, die in Folge von Vertreibungen, Illegalität und Flucht immer wieder ihre öffentliche Identität verlieren.
Das Große Foyer wird in ein eigenes ästhetisches Universum verwandelt, in das der Besucher eintauchen kann. Die Installation assoziiert mit ihren Elementen Vorstellungen von Irrwegen, Erkenntnis und Identität der Schwarzen Kulturen. Fragen werden aufgeworfen, nicht Thesen vertreten. Auch die Formen sind nicht fest, als eine Herausforderung zur aktiven Aneignung des Ensembles. Künstlerische Interventionen − ebenso unangekündigt wie die Namen der Künstler − schaffen neue Zusammenhänge und Situationen des Gesprächs.
Cheikh Anta Diop: „Wir haben eine Pflicht zu erfüllen in Bezug auf Europa: Wir müssen ihm helfen, von seinen alten Gewohnheiten zu genesen, die im Kolonialismus wurzeln, müssen ihm helfen, die wahre Richtung seiner Interessen zu begreifen, die zu erfassen ihm nicht gelingt. Europa allein ist zu schwach und braucht Hilfe, um dazu zu kommen, sich selbst herauszubilden. Nun aber – sobald es vom Verlust Afrikas überzeugt sein wird, kann es das ohne Aufschub und auf wirklich demokratischer Basis erreichen. Eine europäische Föderation wird sich entwickeln als einzige Lösung gerade für die, die sich fragen, was aus ihrem Land werden soll ohne seine Kolonien."
Vorwort zur ersten Ausgabe von „Nations Nègres et Culture", 1954