Eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts wird im Grass-Haus von einer nahezu unbekannten Seite präsentiert: Die Schau stellt nicht den Musiker und »Beatle« John Lennon in den Vordergrund, sondern zeigt dessen Karikaturen, Zeichnungen und Lithografien. Seine Begabung verschaffte dem Jungen aus Liverpool bereits vor den ersten musikalischen Erfolgen Ansehen in der Schule. Als 17-jähriger erhielt er einen Studienplatz am College of Art in seiner Heimatstadt, wo er von 1957 bis 1960 studierte. Wie die Ausstellung demonstriert, ebbte diese künstlerische Leidenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1980 nicht ab.
Ohne Frage ist John Lennon eine internationale Ikone des Rock ’n’ Roll. Als Mitbegründer und Sänger der Beatles, einer der erfolg- und einflussreichsten Bands der Musikgeschichte, aber auch als Solokünstler und politischer Aktivist wurde Lennon zur Legende. Gemeinsam mit Paul McCartney komponierte und textete er Beatles-Hits wie Love me do oder Please Please Me und kreierte im Alleingang Kompositionen wie Lucy in the Sky with Diamonds für die Gruppe. Auch als Solokünstler stellte er mit Alben wie Imagine sein Können eindrucksvoll unter Beweis.
Begleitet wurde Lennons Karriere als Musiker von produktiven Ausflügen in andere künstlerische Disziplinen, in die Grafik und in die Literatur. Diese werden zum Anknüpfungspunkt für die Sonderausstellung des Günter Grass-Hauses, das als Forum für Literatur und bildende Kunst alljährlich Werke von Künstlerpersönlichkeiten zum Thema macht, die sich verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen bedienen. Der Blick auf das faszinierende Leben und Werk des Musikers wird dabei für den Besucher um neue Perspektiven erweitert. Yoko Ono, die Konzeptkünstlerin und zweite Ehefrau Lennons, sagte über ihren Mann: »Gitarre, Stift und Papier waren die idealen Werkzeuge für John, um seine komplexen Gefühle auszudrücken.«
Der 1940 in Liverpool geborene Künstler zeichnete und schrieb schon als Kind Gedichte und Kurzgeschichten, die er durch selbst gestaltete Illustrationen ergänzte. Der Öffentlichkeit kaum bekannt, aber für Lennon sehr prägend waren seine Zeit am College of Art in Liverpool. Dort entstanden bereits zahlreiche Zeichnungen, die von skurrilen, blitzschnell geschaffenen Karikaturen bis zu farbig gestalteten Comics reichen. Lennons Leidenschaft für die Grafik blieb auch während des kometenhaften Aufstiegs der Beatles ungebrochen und intensivierte sich nach der Geburt seines zweiten Sohns Sean. Dieser wurde, ebenso wie Yoko Ono, häufig zum Gegenstand, zur Inspiration oder zum Adressaten von Lennons Zeichnungen. Seine bevorzugte Technik war die Linienzeichnung mit Feder, Bleistift oder japanischer Sumi-Tinte. John Lennons Originalzeichnungen und Druckgrafiken eröffnen in den Räumen des Grass-Hauses einen ganz neuen, bildhaften Zugang zum Leben und Schaffen des Musikers.